Eine Fernsehkritik von Karolin Jacquemain
Die Wahl zwischen "ttt - titel, thesen, temperamente" und "aspekte", den Kulturmagazinen von ARD und ZDF, gleicht der zwischen lauwarmem Kaffee und lauwarmem Bier. Beides nicht doll. Die Programmmacher scheint's nicht zu stören, vielleicht schlafen sie so kurz vor Mitternacht schon. Oder sie müssen sich um Wichtigeres kümmern, die Strömungswinde auf der Wetterkarte zum Beispiel.
Kultur hat bei den Öffentlich-Rechtlichen eine Alibi-Funktion: Sie rechtfertigt Zoosendungen, Quizsendungen, Kochsendungen. Das sieht man den Magazinen an: Sie kommen spröde, schwerfällig daher. Machen ungefähr so viel Spaß wie eine Wurzelbehandlung beim Zahnarzt. Oder sie sind ironisch angelegt. Mit Augenzwinkern. Schon verrückt, diese, hüstel, hüstel , Hochkultur. "ttt"-Moderator Dieter Moor muss Gesichtsmuskelkater haben von den komischen Verrenkungen, die er mit Augenbrauen und Mundwinkeln anstellt.
Unterdessen fährt das "aspekte"-Team Rolltreppe auf der Buchmesse, weil halt wieder Buchmesse ist. Oder sie drehen eine Sendung lang die Kamera auf den Kopf und verkaufen es als Kunst. In Erinnerung geblieben von diesem Experiment ist die Wischmoppfrisur von Moderatorin Luzia Braun. Mit Katty Salié kann es nur besser werden, die Messlatte liegt nicht hoch. Es gibt übrigens ein sehr gutes TV-Kulturmagazin. Es heißt "Kulturzeit" und läuft Montag bis Freitag auf 3sat. Die Kamera herumgedreht haben sie dort noch nie.