Beste Schauspieler wurden Sibel Kekilli und Burghart Klaußner. Und für einen weiteren Sieger gab es am Abend sogar stehende Ovationen.

Berlin. Das Psycho-Drama „Das weiße Band“ von Michael Haneke ist der große Sieger beim 60. Deutschen Filmpreis. Die Produktion über mysteriöse Vorfälle in einem norddeutschen Dorf vor dem Ersten Weltkrieg wurde am Freitagabend in Berlin von Kanzlerin Angela Merkel nicht nur als bester Film ausgezeichnet, sondern holte die Lola auch in neun weiteren Kategorien. Unter anderem wurde Burghart Klaußner als bester Schauspieler ausgezeichnet. Als beste Darstellerin erhielt Sibel Kekilli die Trophäe für ihr Spiel in „Die Fremde“.

Mit Filmpreisen in Silber und Bronze wurden „Sturm“ von Hans-Christian Schmidt und „Die Fremde“ von Feo Aladag ausgezeichnet. Der mit knapp 2,9 Millionen Euro höchstdotierte Deutsche Kulturpreis wurde in insgesamt 16 Kategorien vergeben.

Mit „Das weiße Band“ setzte sich vor 1.800 Gästen im Friedrichstadtpalast der hohe Favorit durch. Die Schwarz-Weiß-Produktion des Österreichers Haneke gewann bereits in Cannes die Goldene Palme und auch den Golden Globe Award. Die Produktion war als „bester fremdsprachiger Film“ für den Oscar nominiert – wo sie allerdings leer ausging. Haneke, der auch die Lola als bester Regisseur erhielt, sagte, er danke für den Preisregen. Vor allem jedoch danke er seinem Kinder-Ensemble. Der aus Österreich stammende Regisseur zeichnet in seinem Film ein düsteres Sittenbild deutscher Erziehung, durch die der Nährboden für Unmündigkeit und Radikalismus gelegt werden.

Eine der wenigen Sieger neben Akteuren aus „Das weiße Band“ war Kekilli. Sie sagte mit Tränen in den Augen, dieses Mal weine sie nicht. Sie sei immer an guten Stoffen interessiert, fügte sie hinzu. Sie wolle bitte angesprochen werden.

+++ LOLA FÜR SIBEL KEKILLI +++

Den Ehrenpreis bekam Produzent Bernd Eichinger, der maßgeblich für die Gründung der Filmakademie 2003 verantwortlich war, mit seinen Produktionen wie „Der Untergang“ aber beim Filmpreis keine Hauptpreise gewinnen konnte. Das Publikum applaudierte stehend, als er die Trophäe in die Hände nahm. Eichinger sagte sichtlich berührt und zitternd, er empfinde es einfach als große Ehre, diesen Preis zu bekommen. Er liebe es, Filme machen, dies sei sein Leben. Er hoffe, noch lange weitermachen zu können.

Merkel sagte in einem Grußwort, es gebe in Deutschland viele Kassenschlager aus vielen Genres. Der deutsche Film sei vielfältig, die Bandbreite reiche von ernst bis humoristisch. Bei ihrem Besuch in Los Angeles vergangene Woche habe sie sich davon überzeugt, „dass der deutsche Film wieder einen sehr, sehr guten Ruf habe, dass wir ein richtig gutes Filmland sind“. Sie betonte, es müssten Mittel und Wege gefunden werden, dass die Leute Achtung hätten, was an geistiger Arbeit im Film steckt.

Moderiert wurde die Gala von Barbara Schöneberger, die mit ihrer (Hoch-)Schwangerschaft ein wenig zu häufig kokettierte. Die Preisträger waren von den mittlerweile rund 1.200 Mitgliedern der 2003 gegründeten Deutschen Filmakademie ausgewählt worden. Der erste Filmpreis wurde 1951 vergeben: Damals räumte der Kästner-Klassiker „Das doppelte Lottchen“ in allen Kategorien ab. Im letzten Jahr wurde das Kriegsdrama „John Rabe“ von Oscar-Sieger Florian Gallenberger zum besten deutschen Film gekürt.

Mit dem Friedrichstadtpalast suchte die Deutsche Filmakademie dieses Mal einen Veranstaltungsort im Herzen der Hauptstadt aus, der dem Glanz- und Glamourfaktor sicherlich mehr gerecht wird als das zugige Messegelände in den vergangenen Jahren. Neu sind auch die Präsidenten der Filmakademie: Die Schauspieler Iris Berben und Bruno Ganz folgten auf Senta Berger und den Produzenten Günter Rohrbach.