Joachim Hermann: „Scientology ist eine menschenverachtende Organisation.“ Ex-Ministerpräsident Beckstein sieht wenig Chancen.

Köln. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) befürwortet ein Verbot von Scientology in Deutschland. „Scientology ist eine menschenverachtende Organisation, die verfassungsfeindliche Zielsetzungen verfolgt“, sagte der Politiker am Donnerstag dem Internet-Portal „Bild Online“. Bisher gebe es für ein Verbot auf Bundesebene allerdings keine Mehrheit. Auch der frühere bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) räumt einem solchen Vorhaben wenig Chancen ein.

Für ein Verbot gebe es hohe Hürden, sagte der Vize-Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwochabend in der ARD-Sendung „Hart aber fair“. Derzeit sehe er nicht genügend Hinweise für ein aggressiv-kämpferisches Vorgehen gegen die Verfassung.

Laut Herrmann zielt die Lehre der Scientologen auf ein totalitäres Herrschaftssystem, in dem eine Gleichberechtigung der Menschen nicht vorgesehen sei. „Dabei sollen die Besseren, Klügeren und Stärkeren über die Schwächeren herrschen.“ Der Politiker sprach zudem von einem „gigantischen Wirtschaftskonzern, der ständig nur die Maximierung des Gewinns verfolgt“. Bisher sei es der Organisation allerdings nicht gelungen, in Deutschland Fuß zu fassen. „Das liegt vor allem an der intensiven Aufklärungsarbeit.“

Der Sprecher von Scientology Deutschland, Jürg Stettler, kritisierte die öffentliche Diskussion über seine Organisation in der Sendung „Hart aber fair“ als einseitig. Es werde eine Kampagne mit Falschinformationen geführt.

Der im Ersten ausgestrahlte Film „Bis nichts mehr bleibt“ über das Schicksal eines Scientology-Aussteigers war nach Angaben des Senderverbunds der erfolgreichste ARD-Fernsehfilm am Mittwochabend seit zehn Jahren. 8,69 Millionen Zuschauer verfolgten die Geschichte einer jungen Familie, die durch die Organisation auseinandergerissen wird. Damit erzielte der Film einen Marktanteil von 27,1 Prozent und errang den Tagessieg.

Scientology wird seit 1997 vom Verfassungsschutz beobachtet. Kritiker werfen der Organisation unter anderem vor, durch teure Psychokurse ihre Mitglieder in ein Abhängigkeitsverhältnis zu bringen.