Die Online-Datenbank „Medienarchiv68“ bietet mit rund 5.900 Artikeln von 1966 bis 1968 Einsicht in die Berichterstattung zur Studentenbewegung.
Berlin. Der Medienkonzern Axel Springer hat seine Online-Datenbank „Medienarchiv68“ mit rund 5.900 Zeitungsartikeln aus den Jahren 1966 bis 1968 gestartet. Damit solle transparent gemacht werden, wie die Redaktionen der Springer-Zeitungen über die Studentenbewegung und die Ereignisse dieser Jahre berichtet hätten, teilte das Unternehmen in Berlin mit. Das frei zugängliche Archiv sei auch als Impulsgeber für die weitere Debatte und die wissenschaftliche Aufarbeitung gedacht.
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Für das Archiv wurden nach Konzernangeben alle relevanten Beiträge zur Studentenbewegung gesammelt. Ausgewertet wurden unter anderem die Springer-Zeitungen „Bild“, „Welt“, „B.Z.“ und „Hamburger Abendblatt“. Die Berichterstattung kann zum Teil auch mit der von Konkurrenzzeitungen verglichen werden, darunter der „Tagesspiegel“ und die frühere Berliner Tageszeitung „Telegraf“.
"Wir möchten wissen, wie es damals wirklich war“, so lautete bereits am 2. Juli 2009 die Begründung von Dr. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, als er zum "Springer-Tribunal 2009“ einlud. Auf der Veranstaltung sollte diskutiert und analysiert werden, welche Rolle die Zeitungen des Verlags Axel Springer, aber auch andere Publikationen und die Akteure der Studentenbewegung 1968 spielten.
Maßgebliche Zeitzeugen und Beteiligte der 68er-Bewegung wiesen das Gesprächsangebot jedoch zurück, wodurch die Chance zur erneuten Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit und die der damaligen Gegner vertan wurde.
Zuletzt haben im Jahr 2009 zwei Meldungen gezeigt, wie wichtig es ist, sich mit diesem Kapitel der deutschen Geschichte zu beschäftigen: Karl-Heinz Kurras, der den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 erschoss, war ein inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit. Und der Dutschke-Attentäter Josef Bachmann hielt enge Kontakte zu Neonazis.
Für das Medienarchiv68 wurden alle relevanten Artikel zur Studentenbewegung aus folgenden damaligen Medienangeboten des Unternehmens gesammelt: BERLINER MORGENPOST, BILD Berlin, B.Z., DIE WELT Berlin, HAMBURGER ABENDBLATT, WELT am SONNTAG, BILD am SONNTAG. Zudem kann die Berichterstattung dieser Blätter punktuell mit der von Konkurrenzzeitungen wie "DER TAGESSPIEGEL" und "TELEGRAF" verglichen werden.
Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner erklärte, aus dem Material ergebe sich ein differenziertes Bild. Zwar fänden sich vielzitierte Kommentarzeilen wie „Stoppt den Terror der Jung-Roten jetzt“ („Bild“) oder „Wer Terror produziert, muss Härte in Kauf nehmen.“ („B.Z.“). Es gebe aber auch Überraschungen, etwa die „B.Z.“-Aussage: „Es ist ein Unding, einen Dutschke zum 'Volksfeind Nr. 1' stempeln zu wollen.“ Auch dass die „Welt“ im März 1968 den Freispruch der Kommunarden Teufel und Langhans begrüßt habe, sei nicht unbedingt allgemein bekannt, so Döpfner.
Thomas Schmid, Chefredakteur der „Welt“-Gruppe und zu 68er-Zeiten Mitglied des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, hatte im Herbst 2009 gesagt: „Es hat viele Artikel in den Blättern des Axel-Springer-Verlages gegeben, die unter der Gürtellinie und vielleicht auch nah an der Hetze waren.“ Zum Start des Archivs erklärte Schmid nun: „Die Lektüre zeigt, es wurden Fehler gemacht, aber die Wirklichkeit war komplexer, als ich dachte.“