Hamburg . 2014 erhielt Regisseurin Mona Kraushaar den Rolf-Mares-Preis. Jetzt inszeniert sie in Altona Sven Regeners Roman „Magical Mystery“.

Sie trägt eine blaue Adidas-Trainingsjacke, darüber eine wattierte Weste in einem grellen Blauton, eine weite schwarze Hose und Laufschuhe. Ihre blonden Haare hat sie zusammengebunden. Mona Kraushaar könnte sich mühelos bei den Sportlern einreihen, die nach dem Marathonlauf durch Hamburgs Straßen auf dem Weg nach Hause sind. „Ich trage gern bequeme Klamotten, wenn ich arbeitete“, sagt sie. Die Regisseurin hat mit Schauspielern an der Stiftstraße geprobt. Die Zeit ist knapp, der Druck hoch, Premiere und Uraufführung ist an diesem Sonntag im Altonaer Theater. „Magical Mystery“, den vierten Roman Sven Regeners, bringt sie in einer von ihr und der Dramaturgin Anja Del Caro erarbeiteten Fassung auf die Bühne.

Es ist bereits die siebte Arbeit der aus Düsseldorf stammenden Regisseurin in Hamburg. Fünfmal hat sie am Ernst Deutsch Theater (EDT) inszeniert, im vergangenen Jahr ist sie für die Shakespeare-Komödie „Was ihr wollt“ mit dem Rolf-Mares-Preis ausgezeichnet worden. „Das hat sich sehr gut angefühlt, weil ich meinen ersten Regievertrag am EDT bekommen habe und ,Was ihr wollt’ auch dort lief“, sagt sie. Auch in Altona hat die 43-Jährige schon gearbeitet. 2008 brachte sie dort mit großem Erfolg „Herr Lehmann“ auf die Bühne, Sven Regeners Debütroman. Andere wichtige Stationen ihrer Karriere waren das Berliner Ensemble, das Düsseldorfer Schauspielhaus und das Theater in Innsbruck.

Mona Kraushaar bezeichnet sich selbst als Spätentwicklerin in Sachen Theater. Nach dem Abitur studierte sie in Erlangen Jura. „Das Studium fiel mir leicht, aber ich kam mit Mitte 20 in eine kleine Lebenskrise. Ich habe dann alles abgebrochen und mich neu orientiert. Vom Theater hatte ich nur eine diffuse Ahnung, es war eine unbekannte, aber faszinierende Welt. Ich habe nach einem Raum gesucht, in dem ich mich selber finden kann und der mich berührt“, erzählt sie. Dem Theater genähert hat sie sich übers Zugucken bei verschiedenen Hospitanzen. Kraushaar geht gern in die Rolle der Beobachterin: „Schon als Kind habe ich stundenlang Menschen beobachtet, ohne zu reden. Immer noch strengen mich viele Menschen und das viele Reden an. Morgens denke ich oft: Heute würde ich am liebsten gar nichts sagen.“

Doch Probenarbeit ohne zu reden geht nicht. Kraushaar gehört zu den Theaterleuten, die sich sehr intensiv mit ihren Schauspielern beschäftigen, um eine Rolle zu entwickeln. „Der Schauspieler muss wirklich verstanden haben, was ich möchte, sonst kann er das nicht umsetzen“, sagt sie auf sanfte Art. Das Miteinander sei ihr wichtig, das gemeinsame Entwickeln von Figuren. Ihren Ansatz sieht sie selbst als perfektionistisch an, sie sieht diese Detailbesessenheit bei sich durchaus kritisch. Im Gespräch ist sie ebenfalls überlegt, antwortet präzise und offen und gibt eine Menge persönlicher Details preis. Der Druck bei manchen Arbeiten sei so groß, dass sie an ihre körperlichen Grenzen gehen müsse.

Nach der Premiere will sie erst mal wegfahren und ausspannen. „In ein Loch falle ich nach den intensiven Proben nicht, es ist eher ein Gefühl der Erleichterung, dass es geschafft ist.“ Ganz abschalten geht jedoch nicht. Das nächste Textbuch wird sie im Reisegepäck haben. Ihr nächste Inszenierung wird sie wieder nach Hamburg führen. Im Spätsommer probt Kraushaar für das Ernst Deutsch Theater Shakespeares „Sturm“. Sie hofft, dass dann etwas Zeit für ihren Lieblingsplatz sein wird: „Ich kann stundenlang auf den Hafen blicken. Ohne etwas zu sagen.“

„Magical Mystery“ Premiere So 3.5., 19 Uhr, Karten unter T. 30 30 98 98; www.altonaer-theater.de