Die rumänische Blaskapelle Fanfare Ciocalia taugte zum Vergnügen und als handgemachte Alternative zu Elektro-Tanzmusik.
Hamburg. Werte Anhänger von Techno, Trance und Artverwandtem. Auch, wenn ihr es nicht gern hört: Es gibt andere Möglichkeiten, 180 beats per minute und mehr zu produzieren, als hier am Knöpfchen zu drehen und dort einen Regler zu verschieben.
Das obere Ende dessen, was das menschliche Gehör noch als einzelne Töne wahrnehmen kann, lässt sich stattdessen auch gänzlich handgemacht mit elegant gewundenem Blech erreichen. Glaubt Ihr nicht?
Guckt Euch bei Gelegenheit mal Fanfare Ciocarlia an. Diese rumänische Blaskapelle scheint nicht nur bestrebt zu sein, jegliche Geschwindigkeitsrekorde für manuelle Tonerzeugung zu durchbrechen, sie hat dazu den Vorteil, dass die Ergebnisse ihrer Bemühungen trotz hemmungslos uncooler Instrumentierung (acht Blechbläser, zwei Schlagwerker und zwei Holzbläser, allesamt ebenso wenig hip wie ihr Spielgerät aussehende Herren) extrem tanzbar sind. Die Roma-Rhythmen gehen ohne irgendeine Beteiligung des Großhirns vom Ohr direkt in die Füße.
Wer die Musik der zwölfköpfigen Band länger als zehn Minuten am Stück hören kann, ohne zumindest verstohlen mit Kopf und Zehen zu wippen, ist vermutlich taub. Oder tot. Oder beides.
Osteuropäisches trifft in der Band aus der hinterletzten Ecke Rumäniens auf Doo-Wop, auf Big Bands und eigenwillige, aber unterhaltsame Interpretationen von Pophits und Standards wie „Summertime“ und „Born To Be Wild“.
Wer unter Euch also in nächster Zukunft eine größere Feier plant, der tut gut daran, neben einem Plattendreher auch die Bande durchgedrehter Blasmusiker einzuladen, die am Dienstag eindreiviertel Stunden lang die Fabrik musikalisch auseinander genommen hat. Die lassen sich auch von solchen Kleinigkeiten wie Licht-an und Feierabend nicht aufhalten, spielen einfach immer weiter, auch gern neben der Bühne, mitten im Publikum. Wäre doch mal eine Überlegung wert, oder?