Der 33-jährige Rapper versammelte bei seinem Energie geladenen Gig in der Großen Freiheit 36 alte Hip-Hop-Hasen und junge “Normalo“-Paare.

Hamburg. Wir wussten es schon vorher, aber spätestens nach der Hälfte des zweieinhalbstündigen Sets war es wieder einmal bewiesen: Samy Deluxe ist der schnellste und kraftvollste Rapper des Landes.

Bei seinem ausverkauften Konzert am Sonntag in der Großen Freiheit 36 ließ der 33-jährige Rapper allerdings nicht nur mächtige Wortlawinen los, in denen er sich selbst in höchste Höhen lobt, sondern präsentiert mit Hilfe seiner achtköpfigen Tsunami-Band vor allem die Seite des Gutmensch-Muckers.

Das Set wird bestimmt von den Stücken seines aktuellen Albums "SchwarzWeiß“, die erste Platte, mit der es Samy Deluxe auf Platz eins der deutschen Albumcharts geschafft hat. Dementsprechend gestaltet sich das Publikum auch als schillernder Radio-Querschnitt: Jüngste Hörer, die sich einen Joint mit ihren Freunden teilen, alten Hip-Hop-Hasen, die unter dem roten Base-Cap kaum noch Haare haben und deren Eimsbush-Pullover zwölf Jahre alte Brandlöcher aufweist, aber auch junge "Normalo“-Paare, die vielleicht erst durch den Single-Hit "Poesiealbum“ auf Samy gestoßen sind und dazu gerne gemeinsam auf ihrem Ikea-Sofa kuscheln. In dem Song rappt Samy Deluxe nicht zuletzt pointiert über den Aufstieg und Fall des deutschen Rap: "Ich habe dieses Haus mit aufgebaut, hab es demoliert, hab es renoviert“.

Auch das Konzert hat seine Höhen und tiefen: Neben stark vorgetragenen Liedern wie eben "Poesiealbum“ oder "SchwarzWeiß“, verlieren sich die Musiker manchmal in Muckerschlachten und ewigen Harmonien, in denen es um die zum Licht wandernden Seele ("Vater im Himmel“) oder "die wichtigsten Menschen mit den wichtigsten Wünschen“ ("Doppelt VIP“) geht.

Nach etwa einer Stunde geht Samy Deluxe das erste mal von der Bühne und kommt mit Dynamit wieder zurück: "Pures Gift“ und "Grüne Brille“, zwei zentrale Stücke des Schaffens seiner Erfolgreichen Kombo Dynamite Deluxe, werden zumindest kurz angespielt und peitschen die Halle sogleich hoch. Zur Beruhigung folgt eine Akustiksession mit dem Gitarre spielenden "Rock-Opa“ (Wie meine Begleitung anmerkte...) Rudy Valentino aus der Tsunami-Band. Die dargebotenen Tracks "Eines Tages“ und "Keine wahre Geschichte“ sind die intimsten Momente des Konzerts. Natürlich geht es danach gleich wieder weiter: Mit knöchelbrechenden Hüpfnummer wie "Up To Date“ oder einem krachenden Stück von ASD (Afrob & Samy Deluxe), bei denen Schlagzeug, Keyboards, Gitarren und Bass, DJ-Mixwell und die hübschen Sängerinnen noch einmal richtig mit dem ungebremsten Schnellrapper aufdrehen. Das Publikum hingegen zeigt sich etwas ermüdet. Es hat halt nicht jeder einen so langen Atem wie Samy Deluxe.