Mit Stücken von Coldplay oder Led Zeppelin beweist Stargeiger David Garrett beim Tourauftakt in Hamburg, dass er die Pop-Musik im Blut hat.
Hamburg. Wenn die O2-World beinahe ausverkauft ist, dann handelt es sich bei dem Star auf der Bühne selten um einen klassischen Musiker. Auch am Donnerstagabendnicht – obwohl da doch ein Mann mit Geige vor über 10.000 Fans auf der Bühne steht. Aber David Garrett ist ein Pop-Musiker bis ins Mark. Das beweist er derzeit auf seiner Deutschland-Tour mit seinem Erfolgsalbum „Rock Symphonies“, auf dem er – mit dem starken Orchester der Neuen Philharmonie Frankfurt im Hintergrund – überwiegend Rock-Klassiker in Rekordgeschwindigkeit geigt.
Das Konzert in Hamburg beginnt er kraftvoll mit „Welcome To The Jungle“ von Guns N Roses, während von der Bühne ein reges Lichtgewitter ins Publikum bricht. Wie gewohnt sieht er blendend aus in seinem dunklen Anzug und dem am Kragen geweiteten T-Shirt, wenn die Totenkopfkette auf seiner durchtrainierten Brust auf und ab zappelt und seine zum Dutt gebundene Haarpracht im Takt wippt. Der Bart ist etwa neun Millimeter lang, die Augen blicken fast drei Stunden so freundlich, als gäbe es nichts Schlechtes auf der Welt. Dementsprechend erzählt er kleine Anekdoten mit einer unheimlichen Leichtigkeit: Davon, wie er die Saiten seiner Violine mit Rum einreibt oder es seine Veröffentlichungen bis auf den thailändischen Schwarzmarkt geschafft haben.
David Garrett hat sein musikalisches Repertoire noch etwas erweitert, und so fügen sich in die Rockhymnen und bemühten Gesten des ewigen Rockers auch andere musikalische Gesichter: Eine durchaus gelungene Version von Justin Timberlakes Pop-Hit „Cry Me A River“ zu lichternem Goldregen, während Garrett die Beats zupft. Oder der unsterbliche Beatles-Klassiker „Yesterday“. Bei letzterem zeigt die Leinwand im Hintergrund riesige Bilder aus David Garretts Kindertagen von 1980 bis Mitte der Neunziger. Er sitzt mal auf einem Pferd, präsentiert seine Geige mit sechs Jahren oder posiert mit einem Kanarienvogel im Käfig, während sich die Strahlkraft des Liedes mit Garretts Leben vermischt. Und genau so gewinnt er auch sein bunt-gemischtes Publikum, das dem 31-Jährigen zu Füßen liegt. So wie die junge Frau, die Garrett auf die Bühne holt und auf einerCouch drapiert, um ihr dort das Oasis-Stück „Stop Crying Your Heart Out“ in gestellter Intimität vorzutragen. Selig streichelt sie seine Schultern: „Ach welch Klangkörper!“
Neben gefälligen Ausflügen in den Soundtrack von „Fluch der Karibik“ oder „Pulp Fiction“, Stücken von Coldplay, Billy Joel oder Led Zeppelin und einer „vergeigten“ Version von Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“ widmet sich der Geiger-Star auch Beethovens Neunter Sinfonie und – besonders stark – Variationen nach einem Thema von Corelli. Hier überzeugt er besonders, aber vielleicht ist auch das der Strahlkraft der Stücke geschuldet