David Garrett begeisterte das Publikum in der ausverkauften O2 World mit Hochgeschwindigkeits-Fiedelei und vielen Anekdoten.

Hamburg. Er ist ein Selbstdarsteller, dieser Geiger mit den langen Haaren und dem Fünftagebart. Und man kann ihm den Hang zum David-Garrett-zentrischen Weltbild nicht wirklich übel nehmen. Denn zum einen lässt er mit seiner unschuldig-verspielten Art Frauen- und Männerherzen gleichermaßen dahinschmelzen. Zum anderen beeindruckt er mit schierer Notenmasse. Ob den Zigeunertanz „Csárdás“ oder die „Toccata“ von Bach, ob Michael Jacksons „Smooth Criminal“ oder „Master of Puppets" von Metallica, weniger als Höchstgeschwindigkeit scheint dem Deutsch-Amerikaner zu langweilig, seinen Ritt durch die Musikgeschichte liefert er stets im Galopp ab.

Und das Publikum liebt ihn dafür, lauscht begeistert über 160 Minuten hinweg. Die 20 Minuten Pause zwischendurch brauchen die Saiten seiner Violine wohl, um wieder auf Betriebstemperatur abzukühlen; Orchester, Band und Solist, um sich kurz von der Strapaze zu erholen.

Dass seine Mischung aus Rock und Klassik gestandene Metaller wirklich an Brahms, Ibsen oder de Sarasate heranführt, den orchestral Sozialisierten dazu bringt, künftig auch einmal zu AC/DC, Aerosmith und Metallica zu greifen, darf wohl bezweifelt werden. Lieber warten seine Fans auf weitere Arrangements zwischen den Welten der Bandshirts und der großen Abendgarderobe. Und Garrett auf den nächsten umjubelten Auftritt, der sein Ego streichelt.