Hamburg. Im Netz hörten mehr als 70 Millionen ihre S-Bahnversion von “Kiss“. Jetzt spielt Anna Guder ihre erste Tour – mit Lob von einem Großen.

Es ist 21:05 Uhr, als Kiddo Kat die Bühne betritt. Schwarzes Basecap, eine Gitarre und ein T-Shirt mit dem Slogan "Smiles are viral", dann die Ansage: "Es fühlt sich an wie auf Drogen, dabei nehme ich gar keine. Wahnsinn! Schön, dass ihr alle da seid!" So ging das los bei der Konzertpremiere der ersten Tournee von Anna Guder alias Kiddo Kat im Stage Club. Jener Hamburgerin, die mit einem Prince-Song auf YouTube einen Überraschungserfolg landete.

Sie gab am Donnerstag sichtlich aufgeregt, aber bester Laune ihre Live-Visitenkarte ab. Drei Kamerateams, rund 100 Zuschauer und eine große Portion Funk waren auch dabei. Und nachdem die Sängerin "Kommt mal näher! Ich will mit euch kuscheln", forderte, wurde das Publikum sehr schnell sehr locker in der Hüfte. Eine blendend aufgelegte Band und zwei Handvoll treibender Songs, davon mehrere Coverversionen unter anderem von den Beatles und OutKast - mehr brauchte Kiddo Kat dann nicht, um das Publikum zu überzeugen.

Kiddo Kat, die Musikerin, die
Kiddo Kat, die Musikerin, die "Kiss" von Prince neu erfand: Die Hamburger Musikerin Anna Guder landete mehr als einen Facebook-Hit © HA | Roland Magunia

Die Sängerin hatte vor wenigen Wochen ein Handy-Video ihrer spontanen Jam-Session mit der Musikerin Heidi Joubert und einem Rapper aus Malta in einer Frankfurter S-Bahn ins Netz gestellt. Seither wurde das Video, in dem sie den "Prince"-Song "Kiss" singt, bei Facebook mehr als 70 Millionen Mal angeklickt. Praktischerweise erschien zeitgleich ihre erste Platte "Why am I so funky?", die sie vor Konzertbeginn kurzerhand selbst auf dem Merchandisetisch platzierte.

Oerding: "Eine tolle Sängerin, eine tolle Band"

Auch einer, der es schon geschafft hat, wollte sich von den Live-Qualitäten der 25-Jährigen überzeugen. Musiker Johannes Oerding stand gut groovend neben dem Mischpult. "Ich kenne Anna und die Band seit einiger Zeit: eine tolle Sängerin, eine tolle Band", sagte der Sänger. "Wenn jemand etwas Neues startet ist man gerne dabei." Und jeder fange ja mal klein an. Oerdings Fazit: "Ich habe Spaß heute Abend!" Die Mühen der Künstlerebene kennt Oerding nur zu gut. Sie erwarten nun auch die Newcomerin, die schlagartig bekannt wurde, bei ihrer kleinen Deutschlandtour.

In Hamburg tanzte das Publikum am Ende ausgelassen, nahm die Mitmachpassagen dankend an und war ziemlich begeistert. Auch von Kiddo Kats Zugabe nach gut einer Stunde Auftritt. Klar, "Kiss" von Prince. Der Song, dem sie am Ende viel zu verdanken hat, dieses Mal in der langen Soloversion. Applaus. Danke. Das ließ sich gut an.

Stimmungsvoll eröffnet wurde der Abend von der Vorband Vivie Ann, ein Singer-Songwriter-Duo mit reduzierter Piano-Gitarre-Instrumentierung. Stilistisch irgendwo zwischen dem Hamburger Frauenduo Boy und dem Schmachtbartträger und Bon Iver-Mastermind Justin Vernon waren das gefühlvolle Songs mit herausragender Stimme. Von der Wahl-Hamburgerin will und wird man wohl noch mehr hören.