Hamburg/Minneapolis. Mega-Krach, Notruf blockiert, Ärger im Senat: Die Prince-Konzerte von 1988 hallen bis heute nach. Eine Hamburgerin trauert besonders.

„Erotic City“ war der Opener, das Lied, mit dem der US-Superstar Prince 1988 sein Konzert in Hamburg im Stadion des FC St. Pauli am Millerntor eröffnete. „Erotic City“ gleich nebenan von Reeperbahn, Kiez, Schanzenviertel – und dann brannte Prince ein Feuerwerk ab, rollte einen Soundteppich aus, der die Stadt noch lange beschäftigen sollte. Wer dabei war, konnte tagelang nichts mehr hören. Die beiden Konzerte auf St. Pauli – ursprünglich sollte Prince im Volksparkstadion auftreten – waren so laut, dass man die Musik, oder das, was man dafür hielt, angeblich bis Alsterdorf und zum Flughafen Fuhlsbüttel hören konnte. Wahrscheinlich aber sogar bis Bremen, wie sich Prince-Fans erinnern…

Jetzt ist er tot. Gestorben mit 57. Der Kult um Prince, seine Musik, seine Genialität und seine Eskapaden wird womöglich noch Generationen beschäftigen. Prince legte sich mit seiner Plattenfirma Warner Records an (deren Deutschland-Zentrale in Hamburg war), benannte sich in „Tafkap“ um (The artist formerly known as prince), schmierte sich „Slave“ (Sklave) auf die Backe. Das war eine mehrdeutige Anspielung auf seine vermeintliche Knechtschaft in der Musikbranche – und sexuelle Praktiken.

Prinzenhafter Lärm auf St. Pauli

Und Prince spielte das „Black Album“ ein, um das ein Mythos als Bootleg geschaffen wurde, ehe es 1994 sieben Jahre nach inoffizieller Fertigstellung doch noch bei Warner erschien. Die Beziehung von Prince zu Hamburg war vielschichtig, auch weil er nach dem offiziellen Konzert noch einen Gig in der Großen Freiheit 36 hinlegte, ein Derwisch, ein kleiner Mann unter Strom. Doch der prinzenhafte Lärm auf St. Pauli mit „Kiss“, „Purple Rain“ und „1999“ hatte ein politisches Nachspiel, er löste ein Erdbeben aus. „Prince liegt halb Hamburg in den Ohren“ titelte das Hamburger Abendblatt. Ja: titelte!

Prince 1988 in Hamburg: Die Titelseite des Abendblattes

Das Konzert soll mit 160.000 Watt über die Bühne gegangen sein. Bürger riefen bei der Polizei an und blockierten den Notruf. Im Abendblatt sprach ein Psychiater später davon, die Musik sei „Psycho-Terror“ gewesen. Bezirksamtsleiter Hubert Jungesblut sagte später zum Lärm über die Schmerzgrenze hinaus, man werde diesen Open-air-Krach in Mitte nicht mehr dulden. Später allerdings zog das Fanfest auf das Heiligengeistfeld. Der Bezirksamtsleiter („Nie wieder Open-air!“) machte dem Konzertveranstalter und dem FC St. Pauli schwere Vorwürfe, Absprachen seien nicht eingehalten worden.

Der SPD-Abgeordnete Günter Elste, später Hochbahn-Chef, wollte in der Bürgerschaft vom Senat wissen, wie Auflagen überprüft und eingehalten werden. Der Begriff der „Presslufthammer-Musik“ machte die Runde. Später mokierte sich der legendäre Konzertveranstalter Fritz Rau über die provinzielle Hamburger Sicht auf die große Kunst. „Im Rathaus wird nur das als Kultur akzeptiert, was mit Millionenbeträgen aus Steuermitteln gefördert wird."

Hamburger Musikerin: Prince hat mein Leben verändert

Die Hamburger Musikerin Anna Guder, die mit ihrem Coversong von "Kiss" aus einer Frankfurter S-Bahn gerade einen Mega-Hit mit Millionen Klicks im Netz gelandet hat, reagierte schockiert auf den Tod des Künstlers. "Du warst ein riesiges Vorbild, Inspiration, Grund für meine Groove-Love und hast jetzt auch noch mit einem meiner Lieblingssongs kurz mal aufm Heimweg mein Leben verändert", schrieb sie bei Facebook.

Twitter: Jan Delay zu Prince

Mehr Aufregung geht nicht. Was bleibt fast 28 Jahre nach diesen Auftritten von Prince in Hamburg zu sagen? Thank you! Der Musiker ist tot, seine Musik unsterblich.