Hamburg. „Ich sehe was, was du nicht siehst“ zum Mitmachen – jeden Montag beim Abendblatt. Heute: Ein Werk von Paul Gauguin.

Ganz in sich versunken sind die beiden Jungen, die Paul Gauguin auf seinem Bild „Badende bretonische Knaben“ zeigt. Sie sind voneinander abgewandt, blicken aus dem Bild heraus und lassen sich offenbar beide in der Sonne trocknen. Der Rasen, auf dem sie sich befinden, scheint von der Sonne verbrannt zu sein. Ihre Körper nehmen diesen Farbton wieder auf. Neben ihnen steht ein Baum, dahinter sieht man einen Fluss, der ein rotes Wehr überspült. Im Wasser spiegelt sich das Dach eines Hauses.

Das Bild ist eine Komposition aus menschlichen Körpern und Naturelementen. Entstanden ist es 1888. Gauguin (1848–1903), der als Postimpressionist gilt, hielt sich zu dieser Zeit in der Bretagne im Dorf und Künstlertreffpunkt Pont-Aven auf und schuf dort rund 60 Bilder. Dieses Bild entstand als Skizze in der Natur und wurde später im Atelier vervollständigt.

Gauguin gilt als Vorläufer des Expressionismus

Paul Gauguins „Badende bretonische Knaben“ (1888), 92 x 72 cm, Öl auf Leinwand.
Paul Gauguins „Badende bretonische Knaben“ (1888), 92 x 72 cm, Öl auf Leinwand. © © Hamburger Kunsthalle / bpk Foto: Elke Walford

Gauguin war in seinen Bildern auf der Suche nach Ursprünglichkeit und dem einfachen Leben. Diesem überschaubaren Ansatz stand ein ungewöhnlich abwechslungsreiches Leben gegenüber. Der Maler, der heute als Mitbegründer des Synthetismus und einer der Vorläufer des Expressionismus gilt, begann seine berufliche Karriere als Börsenmakler. Sein Vormund sammelte unter anderem Bilder von Courbet, Delacroix und Corot, die ihn dazu anregten, auch selbst zu malen. Er traf zahlreiche einflussreiche Kollegen wie Manet, Pissarro, Degas und Renoir.

Gauguin ging nach Panama, geriet in Geldschwierigkeiten und musste sich dort als Arbeiter bei den Kanalbauarbeiten seinen Lebensunterhalt verdienen. Zurück in Frankreich nahm er die Einladung von Vincent van Gogh an, zu ihm nach Arles zu kommen. Aber in dieser Künstler-WG knirschte es gewaltig, wie überhaupt Gauguin als streitlustig galt.

Gauguins Bilder in Öffentlichkeit verspottet

Der Maler reiste nach Tahiti und schuf dort 66 Bilder in besonders leuchtenden Farben, die zu seinem Markenzeichen wurden. Sie entsprachen allerdings eher seiner Vorstellung als der tropischen Realität. Seine Künstlerfreunde mochten die Werke, aber nach seiner Rückkehr nach Frankreich wurden sie in der Öffentlichkeit verspottet.

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Zunächst malte Gauguin impressionistisch, ab 1888 ging er neue Wege. Wichtig war ihm weniger die Wiedergabe von Wirklichkeit als von Gefühlen. An einen Freund schrieb er: „Malen Sie nicht zu viel nach der Natur. Das Kunstwerk ist eine Abstraktion. Ziehen Sie es aus der Natur heraus, indem Sie vor ihr nachsinnen und träumen.“