Hamburg . Wiedereröffnung mit opulentem Programm Ende April. Im Mai können sich Besucher kostenlos die modernisierte Kunsthalle anschauen.

Noch herrscht rege Betriebsamkeit auf der Baustelle, Elektroleitungen werden verlegt, Service-Einrichtungen eingebaut und das neue Wegeleitsystem installiert. Gleichzeitig transportieren Mitarbeiter Gemälde durch die Gänge, packen sie aus, um sie an den Wänden der modernisierten Sammlungsräume aufzuhängen. Obwohl die Zeit langsam knapp wird, liegt alles im Plan, und der Fertigstellungstermin ist nach Aussage der Kunsthalle nicht in Gefahr. Nach der knapp anderthalbjährigen Umbau- und Modernisierungsphase, die eine 15-Millionen-Euro-Sachspende der Dorit & Alexander Otto Stiftung ermöglicht hat, wird die Hamburger Kunsthalle am 30. April glanzvoll wiedereröffnet.

„Dank dieser großzügigen Spende wird die Kunst in einem neuen Licht und in einer Form erstrahlen, die die internationale Bedeutung der Sammlung unterstreicht“, resümiert Kunsthallen-Direktor Hubertus Gaßner.

Wenn die ersten Besucher dann die seit 1919 erstmals wieder genutzte ­historische Eingangstreppe hinaufsteigen und das zentrale Entree erreichen, werden sie sich noch nicht einmal am neu gestalteten Kassenbereich anstellen müssen, denn den gesamten Mai über ist der Eintritt frei. Die dafür notwendigen Kosten bringt ebenfalls Alexander Ottos Firma ECE auf, die als Projektsteuerer die Modernisierung geleitet und koordiniert hat.

„Mit dem freien Eintritt möchten wir alle Bürger und Bürgerinnen ein­laden, sich persönlich das Ergebnis des Umbaus anzuschauen. Der Besuch wird sich lohnen, nicht nur für Kunst-, sondern auch für Architekturinteressierte“, sagte der Unternehmer und Mäzen und fügte hinzu: „Durch moderne Technik und neue Wandgestaltungen kommt die Kunst jetzt deutlich besser zur Geltung, und auch die Aufenthaltsqualität wurde erhöht.“ Sein persönliches Highlight sei das neu gestaltete zentrale Eingangsfoyer. „Mit seiner Großzügigkeit macht es bereits beim Betreten Appetit auf den Museums­besuch. Ich bin sehr auf die Eröffnung gespannt.“ Und Stefan Brandt, ­Geschäftsführer der Kunsthalle, ­ergänzt: „Dank der fantastischen ­Aktion der ECE erwarten wir allein von Ende April bis Ende Mai mehrere Zehntausend Besucher.“

Besucher werden ihre alte Kunsthalle wohl kaum wiedererkennen

Der offiziellen Eröffnung am Abend des 29. April, zu der 900 Gäste geladen sind, schließt sich am Wochenende 30. April/1. Mai ein opulentes ­Eröffnungsfest an. Dann werden die Besucher zwar den vertrauten Kunstwerken der berühmten Sammlungen erneut begegnen, ihre alte Kunsthalle aber kaum wiedererkennen. Denn nie zuvor hat Hamburgs großes Kunstmuseum seine Architektur und seine Schätze so großzügig und glanzvoll in Szene setzen können.

Dabei erweist sich die an sich naheliegende Idee, den historischen Zugang vis-à-vis der Alster als zentrales Eingangsportal zu reaktivieren, nicht nur in funktionaler, sondern auch in ästhetischer Hinsicht als denkbar glückliche Lösung. Das Entree ist nun ebenso einladend wie repräsentativ, die breite Treppe führt in den wieder freigelegten offenen Arkadenraum. Zudem ermöglicht eine verglaste Aufzugsanlage den barrierefreien Zugang zum Arkaden­bereich. Dank einer breiten Glasfront, die den Blick auf die Alster öffnet, wird das Foyer zu einem lichtdurchfluteten Bereich, in dem sich alle notwendigen Serviceeinrichtungen befinden – vom Kassentresen über die Besucherinformation bis zum Museumsshop.

Gleich nebenan liegt ein neu ­gestalteter Saal für Vorträge, Konzerte und andere Veranstaltungen, der Platz für 400 Personen bietet. Wer sich auf die Suche nach dem legendären Café Liebermann macht, wird am alten Standort ein völlig neues Museumscafé entdecken, in dem die historische ­Innenarchitektur ihren ästhetischen Reiz weiterhin entfaltet. Das Café wird seine Besucher aber nicht mehr in einem plüschigen, sondern sehr zeitgemäßen Ambiente empfangen.

Aber im Mittelpunkt steht die Kunst, die in den behutsam modernisierten Sammlungsräumen dank ­moderner LED-Beleuchtungstechnik viel wirkungsvoller als bisher in Szene gesetzt wird. Und neben dem Erlebnis der Architektur geht es auch beim ­Eröffnungswochenende und in den folgenden Programmwochen um die Wiederbegegnung mit den Kunstwerken.

Konzerte, Führungen, “Interventionen“

„Die Kunst ist zurück“ heißt das Thema von Führungen, die am Eröffnungswochenende halbstündlich ­beginnen. Immer zur volle Stunde bietet ein weiterer Rundgang die „Highlights der Hamburger Kunsthalle“. Ebenfalls stündlich gibt es Führungen zu dem Thema „Was ist neu? Die ­Modernisierung der Hamburger Kunsthalle“. Treffpunkt ist jeweils das Foyer. In der neu gestalteten Abteilung Bildung und Vermittlung, die erstmals an einem zentralen Ort gebündelt ist, finden stündlich Familienführungen statt, bei denen es auch um die Neu­gestaltung des Museums geht.

Punkt 14 Uhr wird es am Sonnabend noch einmal feierlich, wenn ­Direktor Hubertus Gaßner und ­Geschäftsführer Stefan Brandt die ­Besucher im neuen Veranstaltungssaal offiziell begrüßen. Ab 15 Uhr gibt es dann jeweils zur vollen Stunde an verschiedenen Orten im ganzen Haus „Interventionen“, die von Mitgliedern des Bundesjugendballetts und der Hochschule für Musik und Theater ­sowie von Ensemblemitgliedern des Schauspielhauses gestaltet werden. Um 19, 21 und 23 Uhr beginnen außerdem im Veranstaltungssaal Konzerte u. a. mit dem britischen Singer-Songwriter Charlie Cunningham.

In jeweils eigenen Programm­wochen werden im Mai und Juni dann die vier großen Sammlungsbereiche der Kunsthalle mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und Führungen vorgestellt – von den Alten Meistern und dem 19. Jahrhundert über die Klassische Moderne bis hin zur Kunst der Gegenwart. Hinzu kommen spartenübergreifende Veranstaltungsformate mit Konzerten, Performances, Licht- und Soundinstallationen, Prominentenführungen, Theaterabenden und Filmvorführungen, die sich jeweils auf aktuelle Ausstellungen beziehen. Beteiligt sind u. a. das Thalia Theater, das Ensemble Resonanz, Ulrich Tukur & die Rhythmus Boys, Jim Rakete, Till Brönner und Hannelore Hoger.

Die erste große Sonderausstellung, mit der die Kunsthalle in ihre neue Ära startet, ist der außergewöhnlichen ­rumänischen Gegenwartskünstlerin Geta Brătescu gewidmet. Es ist überhaupt die erste Retrospektive, die der Grande Dame der konzeptuellen Kunst Rumäniens außerhalb ihres Heimatlandes gewidmet wird (30.4. bis 7.8.).

Zeitgleich startet im neuen Harzen-Kabinett eine Schau mit den fantastisch-befremdlichen Carceri-Radierungen von Giovanni Battista Piranesi (bis 21.8.). Die dritte Eröffnungsausstellung ist ganz dem ­Medium Zeichnung gewidmet. Bis zum 30. Oktober werden unter dem Titel „Zeichnungsräume. Positionen zeitgenössischer Grafik“ etwa 100 Meisterzeichnungen aus den letzten 55 Jahren von Künstlern wie Silvia Bächli, Hanne Darboven und Olaf Metzel gezeigt.

Weitere Infos zum Eröffnungsprogramm unter www.hamburger-kunsthalle.de