In der Ausstellung “Move“ zeigt die Künstlerin Katharina Duwe ihre Impressionen aus Hamburg nach Einbruch der Dunkelheit.
Galerie Ute Claussen. Die Inspiration kam in New York. Katharina Duwe stand auf dem Times Square, Dutzende von gelben Taxis drängten sich auf den Straßen, aggressive Neonlichter blitzten an den Fassaden der Hochhäuser auf, Menschen hasteten über die Trottoirs in eines der vielen Musical-Theater und in Richtung U-Bahn. "Der Anblick wirkte auf mich wie eine riesige Collage, die man nicht mehr zurechtbauen musste", erzählt die Malerin aus Hamburg. Sie machte an diesem Tag Aberdutzende von Fotos. Diese Aufnahmen dienten als Vorlagen für spätere Gemälde. "Ich sehe mir jedes Foto an und suche nach Details, die spannend erscheinen. Eine seltsame Beleuchtung oder eine Überbelichtung, die etwas Geisterhaftes hat. Aus diesen Fotos entstehen dann später meine Gemälde", erklärt die Künstlerin, die ihr Atelier im Karoviertel hat.
Von morgen an zeigt Duwe ihre großformatigen Bilder in der Galerie Ute Claussen in Klein Flottbek. "Move" nennt sie ihre Ausstellung. Das Wort bezeichnet die Flüchtigkeit des Moments, den Duwe jedoch bannt, indem sie ihn auf die Leinwand überträgt. Mit Unschärfen und etwas nebulös, aber atmosphärisch sehr dicht. Nach ihren New Yorker Erfahrungen hat sie sich Hamburg vorgenommen und Nachtstimmungen in ihrer unmittelbaren Umgebung eingefangen. Vor einem Jahr ist die Künstlerin mit ihrem Atelier von Hammerbrook an die Karolinenstraße umgezogen, mitten hinein in den "Nabel der Stadt", wie sie sagt. Hier erlebt sie jeden Tag einen ähnlichen Pulsschlag wie in New York, denn zwischen Schanze, Karoviertel und Kiez vibriert Hamburg am stärksten. Aus diesem urbanen Fundus schöpft sie, die Stadt ist ihre wichtigste Inspiration.
Die Szenen, die sie ausgewählt hat, spielen überwiegend nachts. "Für die Malerei ist die Nacht spannend, weil die Umrisse unscharf werden und das Licht eine ganz eigene Qualität bekommt. Das tagsüber klare Alltagsbild bekommt eine Verzauberung und bewegt sich ins Rätselhafte", sagt sie. Titel ihrer Bilder wie "Nachtlichter" oder "Gegenlicht" verweisen auf den Schwerpunkt ihrer Arbeit. Menschen tauchen darin nur noch schemenhaft und flüchtig auf, "entindividualisiert" nennt Katharina Duwe selbst diese oft im Gegenlicht gemalten Figuren. Gesichter sind nicht mehr zu erkennen, höchstens noch ein Typus wie der Käppiträger oder das Liebespaar. Bei Bildern wie "Tatort" oder "Nachts um halb zwei" schwingen Erinnerungen an Kinofilme mit.
Vor zehn Jahren hat die 1952 geborene Künstlerin noch sehr viel ornamentalere Bilder kreiert. Die Collagen thematisierten die Frage, wie der Mensch sich heute in der ihn umgebenden Flut von Bildern behauptet. "Diese früheren Arbeiten leben von den formalen Einfällen und den Kontrasten. Sie sind überladen und überfordern den Betrachter vielleicht. Die neuen Arbeiten leben von der Atmosphäre und dem Farbklang. Durch Details entsteht eine andere Intensität, das Thema ist jetzt zugespitzter", sagt die Malerin, die aus einer berühmten Künstlerfamilie stammt. Geboren und aufgewachsen ist Katharina Duwe in Großensee, vor den Toren Hamburgs. Ihr 1984 verstorbener Vater Harald gilt als ein herausragender Vertreter eines kritischen Realismus, aber auch ihre Mutter Heilwig Duwe-Ploog und die jüngeren Brüder Tobias und Johannes sind bildende Künstler.
Auf die spätere Profession war jedes Kind aus dieser Familie gut vorbereitet, denn das Leben drehte sich um Kunst und Kultur. Katharina Duwe merkt jedoch an, dass es gerade angesichts des berühmten Vaters nicht einfach gewesen sei, die eigene Position zu finden. "Das dauert etwas länger, denn man muss durch mehrere Schichten hindurch, bis man das eigene Bild entdeckt hat." Mit ihren abstrakteren Werken hat sie sich inzwischen am weitesten von den Arbeiten ihres Vaters entfernt.
Katharina Duwe: "Move" Do 1.11.2012 - Do 31.1.2013, Mo u. Mi, jeweils 17.00-19.00 sowie nach Vereinbarung, Galerie Ute Claussen (S Klein Flottbek), Am Klein Flottbeker Bahnhof 2, Eintritt frei; Internet: www.katharina-duwe.de