Zum Start der Hamburger Ballett-Tage bringt John Neumeier sein 13. Werk über Gustav Mahler auf die Bühne - sein bislang biografischstes.

Hamburg. Mit der Uraufführung von „Purgatorio“ zum Start der Hamburger Ballett-Tage will Choreograph John Neumeier das bislang am stärksten biografisch geprägte Werk über Gustav Mahler auf die Bühne bringen. „Es ist anders als die zwölf Mahler-Werke, die ich zuvor gemacht habe“, sagte der Ballett-Intendant am Donnerstag, „es ist sehr viel biografischer“. Die musikalische Grundlage für seine neue Kreation liefern Mahlers 10. Sinfonie, die unvollendet blieb, sowie Lieder der Ehefrau des österreichischen Komponisten, Alma Schindler-Mahler. Die „Purgatorio“-Premiere im 100. Todesjahr des Komponisten (1860-1911) gehört ebenso wie Auftritte des National Ballet of China und des US-Baritons Thomas Hampson zu den Höhepunkten der 37. Ballett-Tage (26. Juni – 10. Juli).

Neumeier inszeniert sein Ballett zur musikalischen Bearbeitung des unvollendeten Mahler-Werkes durch Deryck Cooke. Bei einer abgeschlossenen Komposition wäre es nach Ansicht des Intendanten legitim, sich dem Werk rein musikalisch zu nähern. „Doch gerade das Unvollendete ist es, was mich so rührt“, meinte der Choreograph. Es stelle für ihn eine völlig andere Situation in der Beziehung des Choreographen zur Musik dar.

Dass Teile der 10. Sinfonie durch die Lebenssituation des Komponisten bestimmt seien, habe ihn dazu geführt, sich mit der Musik von Mahlers Ehefrau auseinanderzusetzen. Den Titel „Purgatorio“, den der dritte Satz der Sinfonie trägt, findet Neumeier treffend: „Das Wort Purgatorium (Fegefeuer) beschreibt für mich den Kern der Beziehung von Alma und Mahler.“

Als weiteren Höhepunkt kündigte Neumeier den Auftritt von Bariton Thomas Hampson an. Der amerikanische Bariton singt in „Parzival - Episoden und Echo“ John Adams’ Vertonung „The Wound-Dresser“ im zweiten Teil des Balletts. Als Gastcompagnie wird das National Ballet of China mit der deutschen Erstaufführung von „Die rote Laterne“ erwartet. Das Werk, das auf dem gleichnamigen Film von Zhang Yimou basiert, verbindet westlichen Tanz mit Elementen der klassischen Peking-Oper. Als traditionelles Highlight zum Ende der Ballett-Tage steht wieder die „Nijinsky-Gala“ auf dem Programm, in der internationale Gasttänzer ihre Auftritte haben sollen. Die 37. Ausgabe der Gala ist ebenfalls vor allem Mahler sowie Frédéric Chopin gewidmet.

Bei seinen Ballett-Tagen verabschiedet das Hamburg Ballett zudem eine langjährige Erste Solistin: Joëlle Boulogne. Neumeier hatte sie als junges Mädchen kennengelernt. „Damals war sie ziemlich schüchtern, scheu, technisch auch begabt“, erinnerte er sich, „aber ich hätte nicht gedacht, dass sie zu einer der führenden dramatischen Ballerinen unserer Zeit werden würde“. (dpa)