Der Roman von Isabel Bogdan war ein großer Erfolg – nun ist er auch im Kino zu sehen. Doch das Potenzial wurde hier verschwendet.
Mit den Arbeitskollegen auch noch die Freizeit verbringen? Auf ein Feierabendbier mag das angehen. Aber ein ganzes Wochenende? Noch dazu unter Anleitung, um den Teamgeist zu fördern? Klingt eher anstrengend. Und macht nur Spaß, wenn man andere dabei beobachten kann, ohne selbst involviert zu sein. Erst recht, wenn es sich dabei um Mitarbeiter einer Bank handelt, die sich mehr als Konkurrenz denn als Team verstehen.
Das mag erklären, weshalb der Roman „Der Pfau“ von Isabel Bogdan ein solcher Erfolg ist, der nun mit einer illustren Schar an deutschen Stars verfilmt wurde. Noch einmal und umso bildhafter darf man also erleben, wie eine Gruppe deutscher Investmentbanker für ein Wochenende auf ein malerisches, abgelegenes Cottage in die schottischen Highlands gebracht wird. Und wie dann alles schief geht, was nur schief gehen kann.
Filmkritik: Szenen erinnern an Edgar-Wallace-Verfilmungen
Das fängt schon beim Landhaus an, das eher runtergekommen ist. Nicht die besten Aussichten fürs Teambuilding bei dem ohnehin recht zerstrittenen Haufen, dessen Chefin kurz vor dem Burn-Out steht. Dann ist auch noch der Coach erkrankt und wird durch eine junge, überambitionierte Seminarleiterin ersetzt, die der Aufgabe nicht ganz gewachsen ist.
Obendrein kommt ein Vogel der Gutsbesitzer zu Tode, der titelgebende Pfau, was unter allen Umständen vertuscht werden soll. Und als der Haussegen gänzlich schief hängt, wird das Landhaus auch noch eingeschneit und vom Rest der Welt abgeschnitten.
Wenn man das im Kino sieht, muss man, mehr noch als bei der Buchvorlage, an große Vorbilder denken. Die Leiche, die immer wieder auftaucht, erinnert an Alfred Hitchcocks „Immer Ärger mit Harry“, auch wenn der Leichnam hier ein Federvieh ist. Aber bei englischen Landsitzen, schrulligen Hausherren und Stars bis in kleinste Rollen kommen vor allem Erinnerungen an die schrägen Edgar-Wallace-Verfilmungen der 50er-Jahre hoch.
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Filmkritik: Zu brav, zu viel Fernsehroutine – trotz Potenzial
Doch so recht mag dieser Spaß nicht zünden. An den Schauspielern liegt es nicht, die geben dem Affen reichlich Zucker: Tom Schilling als arrogantes Alphatier, Lavinia Wilson als überforderte Chefin, David Kross als tapsiger Kollege, der kein Fettnäpfchen auslässt, Jürgen Vogel als allzu gutmütiger Kollege, Svenja Jung als gestrenge Seminarleiterin – und vor allem Annette Frier als Köchin, die die Zwangsgemeinschaft der /Banker von der Küche aus immerzu mit bissigen Kommentaren pfeffert und noch ein ganz eigenes Süppchen kocht.
Doch Regisseur Lutz Heineking, der in Fernsehfilmen wie „Andere Eltern“ oder „KBV – Keine besonderen Vorkommnisse“ schon mit dem einen und anderen Star zusammengearbeitet hat, inszeniert sein Kinodebüt allzu brav und gefällig mit TV-Routine.
Und piekst nur oberflächlich an Stellen, wo doch tief gestochert werden müsste. Wie dem Banker-Team fehlt dem Film der rechte Wille, der alles zusammenhält. Deshalb beschleicht auch den Zuschauer bald ein gewisser Fluchtgedanke. Schade um das Potenzial, das hier angehäuft wurde. Aber den Vogel hat man damit nicht abgeschossen. Ziemlich mau, dieser Pfau.
„Der Pfau“ 105 Minuten, ab 12 Jahren, läuft in der Astor FilmLounge, im Blankeneser, Koralle, in den UCI-Kinos