Hamburg. „Die rote Hilde“ beschäftigt sich mit der DDR-Juristin Hilde Benjamin. Das Stück ist gut besetzt, aber stellenweise ungenau.

Hilde Benjamin (1902 bis 1989) gilt heute als ideologischer Betonkopf. Die Gerichtspräsidentin und spätere DDR-Justizministerin verantwortete politische Schauprozesse sowie Todesurteile und war so eine der wichtigsten Stützen der SED-Diktatur. Eine Hassfigur, für viele zurecht.

In Klaus Wirbitzkys Kammerspiel „Die rote Hilde“, uraufgeführt vom Autor selbst im Sprechwerk, kommt es zu einem (historisch nicht belegten) Zusammentreffen zwischen einem Widerständler und der Juristin. Hans-Jürgen Kraft (Frerk Kappes) will eigentlich nur ein Gnadengesuch für seinen wegen einer Nichtigkeit verurteilten Vater einreichen, dann aber beginnt Benjamin (Christa Krings), mit ihm zu diskutieren.

„Die rote Hilde“: Historisches Drama im Hamburger Sprechwerk

Und erweist sich dabei als Frau, die sich gegen ihre emotionalen Wunden nur durch ideologische Verhärtung schützen konnte. Eine echte Annäherung gibt es dabei nicht, nach kurzen Momenten des gegenseitigen Verständnisses zieht sie sich wieder zurück in die Kälte. Aber immerhin: Am Abend des 17. Juni sorgt Benjamin dafür, dass Kraft nicht der Stasi in die Hände fällt. Und betreibt gleichzeitig die Ablösung des als gemäßigt geltenden Justizministers Max Fechner, dessen Nachfolgerin sie werden wird.

Als historisches Drama ist „Die rote Hilde“ durchaus spannend, auch wenn Wirbitzky ein paar Ungenauigkeiten unterlaufen: Muss der Eindringling unbedingt die Schreibkraft Brigitte (Wiebke Rohloff) küssen, damit klar wird, dass die Fronten nicht so klar sind, wie sie scheinen? Und szenisch gibt das auf eine Konfrontation zwischen zwei Antagonisten konzentrierte Arrangement auch wenig her.

Aber: Besetzt ist der Abend toll, insbesondere Krings gibt die Titelfigur mit einer überraschenden Brüchigkeit, ohne ihre Position im Regime zu verharmlosen. Im Vergleich bleiben Kappes wenig Möglichkeiten, seine Figur differenzierter darzustellen: Meist steht der junge Mann mit offenem Mund da und erkennt, dass Gut und Böse zwar eindeutig verteilt sind, es im konkreten Fall aber dennoch nicht so einfach ist.

Was die Haltung von Wirbitzkys Stück allerdings ganz treffend beschreibt. Dem Publikum jedenfalls geht es nicht wirklich anders.

„Die rote Hilde“ Wieder am 4. Dezember, 18 Uhr, Sprechwerk, Klaus-Groth-Str. 23, Tel. 24423930, www.hamburgersprechwerk.de