Hamburg. Starkes Metal-Konzert mit Arch Enemy, Unto Others, Behemoth und Carcass in der edel-optics-Arena. Erinnerungen an „Herr der Ringe“.
Sie erinnern optisch an die Nazgûl, die gnadenlosen Helfer des grundbösen Herrschers Sauron im „Herrn der Ringe“. Doch Oberfinsterling Nergal und seine Mitstreiter im polnischen Death-Metal-Kommando Behemoth haben bei aller in der edel-optics-Arena zur Schau gestellten Martialität, doch das Herz am rechten Fleck.
Und so gibt es zum Abschluss des Auftritts eine bemerkenswerte Geste von Musikern, die zuvor gut 50 Minuten lang den Satan und andere finstere Entitäten beschworen haben: Über den Mikroständer in der Bühnenmitte wird eine iranische Flagge mit den Worten „Women, Life, Freedom“ drapiert – die Losung der Protestierenden gegen das Mullah-Regime.
Kompliment an die Mischpult-Besetzung
Was zu einem langen Abend passt, der einerseits mit Brachialriffs aus den Boxentürmen überwältigt und textlich kaum eine dunkle Seite der menschlichen Existenz auslässt, zugleich aber ein hohes Maß an Verbundenheit und geradezu fröhlichem Miteinander demonstriert. Schon zur ersten Band, Unto Others, ist die Halle in Wilhelmsburg gut gefüllt, bei Carcass, dieser Death-Metal-Legende, deren Anfänge bis in die Mitte der 80er-Jahre zurückgehen, drängt dann erstmals alles nach vorn.
Und Bill Steer und Co. liefern auch prächtig ab. Erstaunlich, wie differenziert der Sound ist: Jeder Gitarrenlauf, jeder Beckenschlag und sogar die Basslinie, die bei Metalkonzerten gerne mal zu einem undefinierbaren Dröhnen wird, ist klar erkennbar. Kompliment an die Mischpult-Besetzung!
Gutturales Gebrülle aus einem zierlichen Körper
Punktet Carcass (mittelalte Männern mit langen Haaren) allein mit der Musik, wird bei Behemoth (Fürsten der Finsternis mit Hang zum Ganzkörper-Tattoo) dann das voller Showpaket geboten – ständig losfeuernde Nebensäulen, Weihrauch-Geschwenke und Nergals Kostümwechsel inklusive. Sehr kurzweilig.
Geht man nach den in der Halle getragenen T-Shirts, dann ist Arch Enemy eindeutig der Headliner des langen Abends. Entsprechend groß der Jubel, als das Quintett dann gegen 21.30 Uhr mit „Deceiver Deceiver“ vom aktuellen Album loslegt.
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Und wer Alissa White-Gluz noch nicht live erlebt hat staunt, was da an gutturalem Gebrülle aus diesem eher zierlichen Körper kommt. Mühelos hat sie das Publikum im Griff, das die neuen Songs ebenso feiert wie Klassiker vom Schlage „My Apocalypse“ und „Nemesis“. Die melodiereichen Riffs des Gitarrenduos Michael Amott/Jeff Loomis sind das Sahnehäubchen – ein starker Schlusspunkt.