Hamburg . Duo Ann-Leonie Niss und Larissa Potapov im Lichthof Theater. Viel Sehnsucht, die dem Abend auch ihren Titel gibt, ist zu spüren.

Das Fliegen, das Ausloten von Möglichkeiten ist das Privileg der Jugend. Bei dem tänzerisch-choreografisch arbeitenden Duo Ann-Leonie Niss und Larissa Potapov, die sich Niss/Potopov nennen, ist das gleich zu spüren. In ihrem Tanzstück „But What If You Fly?“ wollen sie viel und am liebsten alles auf einmal. Zuerst versuchen sie sich an ultraschnellen Bewegungen – gestreckte Arme, schnelle Verschränkungen, Kniefälle und Drehungen - während sie die Luft anhalten. Immer länger und länger halten sie den Atem an – und immer ausdauernder wird auch die zurückgelegte Strecke.

Tanzkritik: „But What If You Fly?“

Eine in Bühnenbreite ausgelegte dicke, weiße Matte wird bald zum Kampfplatz, auf dem sie miteinander ringen, dann wieder in eine entschleunigte Zeitlupe fallen. Dazwischen liegen viele Bodenrollen, gerade zur Kerze gestreckte Beine, schöne Slides und sehr dynamisches Fallen weit über die Diagonale. Körperlich ist das sehr fordernd und abwechslungsreich. Kaum ist eine Bewegung beendet, kündigt sich schon ein neuer Wechsel an.

Beide wirken gut aufeinander eingespielt, harmonieren in ihrer körperlichen Zwiesprache, die ihnen auch genug Raum lässt für individuelle Bewegungen. Ihre bequemen Kostüme haben sie mit asymmetrisch geschnittenen Hemden originell verfremdet. Begleitet werden sie dabei von den sanften Elektronik-Klängen des Musikers Jan Paul Werge, der erst live ein Becken und eine Flöte bedient, bald singt und mehr und mehr Texte in die Szene hineingibt. Schließlich liegt Niss in der Mitte unter einem Konfetti-Regen, während Potapov auf Knien über den Boden wirbelt, die Arme immer dicht am Körper.

Viel Wollen und viel Können

Es ist künstlerisch viel Wollen und auch viel Können zu sehen bei dem jungen Duo Niss/Potapov. Viel Sehnsucht, die dem Abend auch ihren Titel gibt, ist zu spüren. Teilweise wäre sicher eine stärkere Fokussierung möglich gewesen, ein wenig mehr Auswahl. So erliegt man dem Rausch der immer neuen Bilder, die trotzdem Freude bereiten. Wenn sich dann beide zur Musik minutenlang im Kreis drehen, ist es, als ob beide mitsamt ihren Träumen kurz vor dem Abheben stehen.

Niss/Potapov: „But What If You Fly?“ So 2.10., 18 Uhr, Lichthof Theater, Mendelssohnstraße 15, Karten unter T. 01806/70 07 33; www.lichthof-theater.de