Hamburg. Das neue Werk des Hamburgers heißt „Henny & Ponger“ und ist ein gewitzter Coming-of-age-Roman mit großen Gefühlen. Über die Geschichte.
Früher hat Nils Mohl ganz frühmorgens seine Schichten durchgezogen. Geschrieben, bevor die Kinder für die Schule fertig gemacht werden mussten und der Brotjob anstand. Hoffen wir mal, dass das heute auch mal anders ist und Mohl, 1971 in Hamburg geboren, zu kommoderen Zeiten Bücher verfassen kann. Kinder werden ja auch größer und selbstständiger.
Was man Mohl noch unbedingter wünscht, ist ein andauerndes Interesse seiner Kinder an Papas Werk. Mohl schreibt Jugendbücher, Romane über das Erwachsenwerden. Für „Es war einmal in Indianerland“, den ersten Teil einer Trilogie, wurde er vor zehn Jahren mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Der Roman wurde ein paar Jahre später abermals geadelt – mit einer ebenso gelungenen Verfilmung.
Buchkritik: Mohl veröffentlichte zwei Gedichtbände
Zuletzt veröffentlichte Mohl zwei Gedichtbände, einen für Kinder, einen für Jugendliche. Beide waren bombe, jedenfalls einmal mehr mit Hingabe und dem Vermögen der schriftstellerischen Selbstverjüngung geschrieben. Nils Mohl gelingt es in seinen Büchern, das Lebensgefühl der ganz jungen Menschen, die wir einmal waren, einzufangen. Die Zeit, in der alles zum ersten Mal erlebt wird, ist ein Schatz. Was man oft erst viel später und manchmal gar nicht merkt.
Mohl schreibt keine Jugendbücher für Erwachsene, obwohl auch die Gefallen an seinen Stoffen finden können. (Das „Tschick“-Ding, genau). Nein, Mohl schreibt tatsächlich zuallererst für Jugendliche. Sein neuer Roman „Henny & Ponger“ (Mixtvision, 18 Euro) ist ein temporeicher, gewitzter, überraschender Coming-of-age-Roman mit Top-Twists und großen Gefühlen. Ponger und Henny lernen sich in der S 31 kennen. Sie lesen dasselbe Buch. Wo gibt’s denn so was noch bei jungen Leuten, ein echtes Buch statt Smartphone?
Ponger verliebt sich sofort in Henny
Henny zieht die Notbremse des Zuges, was mit dem exotischen Hobby der beiden nichts zu tun hat, aber bei Ponger Eindruck hinterlässt. Ponger ist eine Art Findelkind, ein Junge ohne Vergangenheit, der in einer Werkstatt arbeitet, die sich um ramponierte Old-School-Flipperautomaten kümmert. Und Henny, in die er sich augenblicklich verliebt hat, trägt keine Schuhe, wird von seltsamen Gestalten verfolgt, spannt den bei aller Verknalltheit vorsichtigen Ponger für ein immer rätselhafter anmutendes Unterfangen ein.
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Sie will in ein nicht näher beschriebenes Zuhause zurück, gibt sich dafür als seine Freundin aus und fährt mit ihm nach Amrum. Seine Liebe nimmt sie nicht ganz ernst, und Ponger kontert: „Aber wenn ich verliebt ins Verliebtsein bin, dann bist du aber mal mindestens genauso verliebt in die Idee, dass das was Schlimmes ist.“
Buchkritik: „Henny & Ponger“ soll Jugendliche erreichen
Am Ende geht’s um die Frage, ob das alles, was sich auf Amrum, was sich zwischen ihnen und überhaupt so abspielt, noch von dieser Welt ist. Nils Mohl hat bezüglich des neues Buchs erklärt, er wolle von dem Gefühl erzählen, das sich einstelle, wenn man sich fremd in seiner Haut vorkomme. Das gelingt ihm in diesem nicht zuletzt auch spannenden Jugendbuch trefflich. „Henny & Ponger“ sollte die Zielgruppe erreichen, die sonst lieber Netflix guckt.