Hamburg. Am Sonnabend spielt die britische Band beim Hurricane Festival. Doch wie klingt eigentlich ihre neue, inzwischen siebte Platte?
Die Vorhersehbarkeit von Rockmusik soll an dieser Stelle den schlechtgelaunten Alles-schon-gehört-Miesepetern vorbehalten sein. Gab es schon? Und wenn schon. Das Leben ist eine ewige Wiederholung, schlafen, essen, lieben, arbeiten, es ist doch immer dasselbe. Kommt halt drauf an, was man draus macht. Das neue Album der britischen Band Foals heißt „Life Is Yours“ und ist die Summe des bisherigen Popschaffens des auf ein Trio geschrumpften Oxford-Exports. Wobei das Plus an Sonne im Sound dem Minus des Gitarrenbretts entspricht, das Foals auf den sechs bisherigen Alben noch öfters auspackte.
Foals-Album: Höhere Mathematik für für Rockfans
Harter Rock ist das nun nicht mehr, was Yannis Philippakis, Jack Bevan und Jimmy Smith fabrizieren, sondern lupenreiner Tanzpoprock. Glattere Soundflächen, der sich vergrößernde Einsatz von Synthesizern und Keyboards, das sind die üblichen Vorgänge. Macht aber, siehe oben, gar nix. Weil die Rhythmik dieser so essenziell im Uptempo eskalierenden Band, die die Genrezuschreibung „Math Rock“ vor anderthalb knapp Jahrzehnten zu neuer Bekanntheit verhalf, beim Foals-Update wieder die entscheidende Rolle spielt.
Höhere Mathematik für Rockfans fängt da an, wo die Taktung ein bisschen hektischer ist als im Radioeinerlei. Bei Songs wie „Wild Green“ und „The Sound“ sieht man die Musiker förmlich vorm Rechner sitzen und akkurat auf die Disco zielen. Technoide Songstrukturen gab es auch schon beim Vorgänger „Everything Not Saved Will Be Lost“, hier wird nun weiter am Zappelsound gezimmert.
Neues Foals-Album: Indiehits in Reihung
Wenn sie am Sonnabend am frühen Abend beim Hurricane Festival in Scheeßel spielen, wird der Laden aber ganz besonders bei der ersten Single „Wake Me Up“ brummen, in dem Philippakis mit smarten Gitarrenriffs und einem fröhlichen „I’m dancing on the screens/I’m dancing in the mountains/where I’ve always been“ jede Form von Sommernacht beschwört. Auch „2am“ ist ein Nachtlied, auf jede denkbare Art.
Indiehits gibt es auf dem von AK Paul, John Hill and Dan Carey schlank und gelenkig produzierten „Life Is Yours“ in Reihung. Und für all die, die einst wie zu den Foals auch schon zu Franz Ferdinand mit dem Schuhwerk Tanzflure malträtierten, ist dieses Album eine dringliche Nostalgieveranstaltung. Philippakis kräftiger Tenor, der auch in die Kopfstimme rutschen kann, ist neben Jack Bevans engagiertem Geklöppel der Signature Sound der Band.
Nach Harry Styles und Liam Gallagher nun die Foals mit britischer Popmaßarbeit, definitiv aus der Abteilung Studierendenrock. Aber man darf musikalisch sowieso ins 30. Semester gehen. Popkulturelles Bummelantentum ist die Praxis des wahren Connisseurs.