Hamburg. Mit dem Balthasar-Neumann-Ensemble sorgte der Dirigent für Weihnachtsstimmung. Das Motto des Konzerts lautete “Christmas in Europe“.

Fast genau vor zwei Jahren, als wir noch nicht ahnten, was noch auf uns zukommen sollte, hatte sich Thomas Hengelbrock mit seinem Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble in der Laeiszhalle einmal auf die Suche nach weihnachtlicher Musik aus Moskau und Paris begeben.

In diesem Jahr lautete das Motto seines Weihnachtskonzerts „Christmas in Europe“ und es sollte, wie Hengelbrock in einer kurzen Begrüßung sagte, dem europäischen Gedanken gewidmet sein. Ja, er wolle mit dem Programm zeigen, dass wir kulturell alle tief miteinander verbunden seien. In dem vor dreißig Jahren von Hengelbrock gegründeten Chor wirken Sängerinnen und Sänger aus aller Herren Länder mit, die zwischen den traditionellen Weihnachtsliedern und Werken von Edvard Grieg oder Felix Mendelssohn Bartholdy von den Bräuchen ihrer jeweiligen Heimatländer erzählten.

Konzert in der Laeiszhalle: Chor wurde nur von einer Orgel begleitet

Die schwedische Sopranistin Jennie Lomm etwa berichtete vom schwedischen Weihnachtsmann Tomte, der die Geschenke mit Hilfe kleiner Wichtel, den sogenannten Nissen, vorbereitet. Um ihn nicht grantig zu stimmen, müsse man ihm zu essen geben. Und außerdem sei es üblich, vor der Bescherung mindestens zwanzig Minuten lang zu singen. Lomm war die Solistin in dem norwegischen Lied „En stjerne klar“, das der 2014 in Oslo gestorbene Komponist vieler beispiellos schöner Chormusik passend zur Hirtenszene komponiert hatte.

Gleich danach hoben die Bassisten des Chores, der ja bei diesem Weihnachtskonzert nur von einer Orgel begleitet wurde, im schwedischen Lied „Guds Son är född“ mit einem lang ausgehaltenen brummelnd tiefen Ton an und es folgte in diesem skandinavischen Liederblock außerdem noch Griegs „Ave maris stella“ nach einem lateinischen Stundengebet, das sich am Ende dramatisch steigerte.

Refrains veränderten sich immer wieder

Die sängerische Leistung aller Beteiligten war außerordentlich. Schon im südfranzösischen „Les anges dans nos campagne“ aus dem 18. Jahrhundert brillierte ein Quartett aus Chorsolisten, während der Chorrefrain „Gloria in excelsis Deo“ immer weiter variiert wurde. Überhaupt war es eine Eigenart des französischen Repertoires, das sich Refrains immer wieder veränderten wie das von Mal zu Mal immer lauter werdende „Gaude! Gaude! Emanuel“ in einem Satz von Jan-Åke Hillerud.

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Eine bekannte Melodie, nämlich „Kommet ihr Hirten“ präsentierte der Balthasar-Neumann-Chor beim böhmischen Lied „Nesem vám noviny“, das für unseren deutschsprachigen „Weihnachtshit“ einst die Vorlage geliefert hatte. Mit einem etwas leidenden Gestus und summend begleitenden Frauenstimmen zeichnete das polnische Lied „Mizerna, cicha“ die ärmlichen Verhältnisse im Stall von Bethlehem. Voller Lebensfreude zeigten sich dagegen die spanischen Weihnachtslieder wie „En Belén tocan en fuego“ oder das katalanische „El noi de la mare“ mit schwingenden Rhythmen und kleinen musikalischen Freudehüpfern bei der Beschreibung des Jesuskindes.

Laeiszhalle: Songauswahl lenkt Gedanken zurück aufs Wesentliche

All diese Lieder lenkten unsere Gedanken in der schweren Zeit wieder zurück aufs Wesentliche. Auf unsere Sehnsucht nach Frieden, Harmonie und die Bewältigung von Ängsten oder, wie es Hans Christian Andersen in einem von Niels Wilhelm Gade vertonten Lied so schön ausdrückte: „Wir wollen zum Kind hineingehen und wieder Kinder werden in Seele und Geist.“