Hamburg. In Hamburg wird in „Semiramis“ gegen die Ungleichbehandlung angesungen. Das Stück unterscheidet sich von anderen Inszenierungen.

Mit der antiken babylonischen Herrscherin Semiramis hat die neue Produktion im Opernloft ziemlich wenig zu tun, obwohl sie doch ihren Namen trägt und sogar einige Arien aus barocken Semiramide-Opern von Händel oder Nicola Porpora darin gesungen werden. In Wirklichkeit ist das Stück, das die Mitbegründerin und Intendantin des Opernlofts Inken Rahardt hier inszeniert hat, ein gesellschaftspolitisches Statement für die Gleichstellung der Frau in unserer Gesellschaft.

Anders als bei den meisten Opernloft-Inszenierungen gibt es kein einziges gesprochenes Wort und keine Dialoge in dieser Geschichte dreier Frauen und zweier Männer, die in einem fiktiven Bewerbungswettkampf um Führungspositionen, Überwindung alter Rollenklischees und Anerkennung ringen. All das wird in szenischem Spiel dargestellt, während wie in einer durchkomponierten Oper eine Barockarie, solo oder im Ensemble gesungen, auf die andere folgt.

Opernkritik: Am Ende leuchtet das Thema Liebe auf

Wir begegnen der dänischen Sopranistin Freja Sandkamm als protestbereiter junger Frau oder der Mezzosopranistin Pauline Gonthier als junger Mutter, die zurück in den Beruf möchte, einem klischeehaft als gehemmten Nerd überzeichneten Timotheus Maas oder dem Macho Lukas Anton. Allein die auf Italienisch gesungenen originalen Arientexte passen nicht recht zu den hinter dem Hornisten, Kontrabassisten und der musikalischen Leiterin Amy Brinkmann-Davies eingeblendeten Texten, die von der Benachteiligung von Frauen in unserer Gesellschaft handeln.

Dramaturgisch tritt das Stück mit der starren Typisierung der Figuren auf der Stelle, bis sich am Ende die Erkenntnis durchsetzt, dass man es lieber mit- als gegeneinander probieren sollte. Und endlich leuchtet dann auch das Thema Liebe auf, von der die meisten Arien dieses Abends ja schon die ganze Zeit gehandelt haben.

„Semiramis“, Opernloft, Van-der-Smissen-Str. 4, wieder am 29.10. und 5.11., jew. 19.30 Uhr. Frauen zahlen in allen Preiskategorien 20 Prozent weniger als Männer, was dem Gender-Pay-Gap in etwa entspricht; www.opernloft.de