Hamburg. Pianist Stefano Bollani und die NDR Bigband sorgten in der Laeiszhalle für Begeisterung. Nur eine Aktion misslang.

Alltags- und Hirtenlieder, ländliche Tänze, Musik, die aus dem satten Leben und aus dem vollen Herzen kommt: Pianist Stefano Bollani betreibt mit seiner italienischen Reise, die er am Sonntagabend gemeinsam mit der NDR Bigband antritt, eine Traditionspflege der besonderen Art.

Denn: Der sympathische Italiener, der zwischen Steinway-Flügel und Fender Rhodes wechselt, hat seine Songauswahl Geir Lysne, dem norwegischen Leiter der Bigband, übergeben und der schrieb für seine Musikerinnen und Musiker Arrangements, die aus eher konventionellen, volksmusikalischen Liedern vielschichtige, oft geradezu wilde Jazznummern machen.

NDR Bigband und Bollani harmonieren miteinander

Zugegeben, anfangs ist das etwas gewöhnungsbedürftig, weil die schiere Lautstärke der Bläser die anderen Instrumente bisweilen zuzudecken droht. Doch schon nach zwei Liedern hat sich ein Gleichgewicht aus lyrisch-ruhigen und Uptempo-Passagen gefunden, sind NDR Bigband und Bollani wie eine gut geölte Maschine, in der jeder seinen Platz hat.

Traumhaft schön etwa wenn Gitarristin Sandra Hempel eine schwelgerische Melodielinie an Bollani übergibt. Ein großes Vergnügen, wenn dieser in „La mia Mamma“ als charmanter Sänger punktet, der von einem jungen Mann erzählt, der jede Menge Gründe findet (Freunde treffen, Karten spielen), warum er heute „leider leider“ keine Zeit zum Arbeiten hat.

Begeisterung bei Konzert der NDR Bigband

Die Toskana, Piemont, Apulien, Kampanien, die Hauptstadt Rom, natürlich auch Sizilien: An diesem Abend geht es durch viele Regionen, und welchen Spaß alle Beteiligten an Geir Lysnes Arrangements haben, ist an ihren Gesichter abzulesen. Natürlich gibt es immer wieder Platz für ein Solo, vor allem bei der Zugabe, für die die Musikerinnen und Musiker gleich auf der Bühne bleiben, weil Abgang und Rückkehr unnötig kompliziert wäre: Stefano Bollani stellt singend die einzelnen Instrumentengruppen vor, und da stehen dann auch einmal Bass (Ingmar Heller) und Percussion/Schlagzeug (Marcio Doctor und Gast Jeff Ballard) im verdienten Mittelpunkt.

Dass es Geir Lysne beim Finale nicht so recht gelingen will, das Publikum zum Mitsingen zu animieren, dürfte der fehlenden Textsicherheit geschuldet sein. An mangelnder Begeisterung im sehr gut gefüllten Saal kann es jedenfalls nicht liegen.