Sven Stricker setzt mit „Sörensen am Ende der Welt“ sein Erfolgsrezept lesenswert fort. Im Koog schwimmt eine Leiche, es war Mord.

Hauptkommissar Sörensen hat Hamburg den Rücken gekehrt, endgültig. Das beschauliche Katenbüll inmitten der nordfriesischen Provinz soll seine neue Heimat werden, dort hat Sörensen vor Jahresfrist eine neue Stelle angetreten, beseelt von der stillen Hoffnung, die Ruhe auf dem platten Land möge seine großstädtisch bedingte Angststörung besänftigen. Aber von wegen Ruhe. Bereits in seinem ersten Fall „Sörensen hat Angst“ purzelten die Leichen durch die vermeintliche Idylle. Wo Sörensen auftaucht, da ist der Tod nicht weit, dachten flugs einige dem Intellekt nicht eben zugewandte Dörfler.

Dass Tod und trockener Humor sich auf das Feinste zu ergänzen wissen, davon weiß Sven Stricker in seinen Kriminalromanen punktgenau beobachtet und überaus pointiert zu erzählen. Jetzt hat der in Potsdam lebende Autor und Regisseur preisgekrönter Hörspiele mit „Sörensen am Ende der Welt“ den dritten Band mit seinem seelisch durchaus labilen Kommissar herausgebracht.

Sörensen auf der Suchen nach dem Tatmotiv

Am Anfang schwimmt eine Leiche im Koog, die Tatwaffe ist schnell gefunden, schließlich steckt ein Schraubenzieher in ihrer Brust. Da ist die Frage, ob es sich um Mord handelt, dann keine mehr. Das muss auch Sörensen einsehen, obwohl ihm ein Unfall lieber gewesen wäre. Als der Tat verdächtig gilt der junge Ole, ein Freund Sörensens, der das Opfer vermutlich als Letzter gesehen hat.

Der Tote war Lehrer, offenbar gleichermaßen beliebt bei Kollegen wie bei Schülern. Wo also könnte das Tatmotiv liegen? Eine Spur weist zur Ehefrau des Ermordeten. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrem bettlägerigen Schwiegervater nahezu abgeschirmt von der Außenwelt in einem verbarrikadierten, mit Lebensmitteln und Waffen vollgestopften Haus. Eine Heimstatt für Prepper, Menschen, die sich auf das Ende der Welt und die Zeit danach vorbereiten.

Sven Stricker erfindet Kommissar mit Angststörung

Doch ein Motiv, warum sie ihren Mann hätte ermorden sollen, findet Sörensen dort nicht. Zudem muss er sich noch mit einem allzu wissbegierigen Journalisten und einer renitenten Polizeipraktikantin herumschlagen. Leicht ist das Leben eben auch in Katenbüll nicht.

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Mit Sörensen hat Sven Stricker eine Figur erfunden, die in der fiktiven deutschen Kommissarslandschaft singulär ist, ihrer Angststörung gewinnt der Autor immer wieder neue spannende Facetten ab. Und deshalb stehen bei ihm eben die Figuren – mal schrullig, mal schlau – im Zentrum des Geschehens, der eigentliche Kriminalfall ist höchst unterhaltsame Zugabe.

Sörensen sollte ursprünglich Hörspielfigur werden

Ursprünglich sollte Sörensen eine Hörspielfigur werden – zugeschnitten auf den Schauspieler Bjarne Mädel. Tempi passati, alles kam anders, die Geschichte wanderte zwischen zwei Buchdeckel. Mädel war begeistert von Strickers Krimidebüt – und so entstand der Fernsehfilm „Sörensen hat Angst“ mit – natürlich – Bjarne Mädel in der Hauptrolle und obendrein als Regisseur. Ein Erfolg wie auch Strickers sehr lesenswerte Romane: Die Verfilmung gewann in diesem Jahr den Deutschen Fernsehkrimi-Preis.