Hamburg. Das Debütalbum des Hamburger Duos Hawel/McPhail überzeugt mit authentischem Garagensound. Man kann die Verbundenheit der beiden hören.

In den Jahren 1994 bis 1997 stand an der Budapester Straße gegenüber vom Millerntor-Stadion das vielleicht schlimmste Rattenloch von St. Pauli – wenn Ratten eine Pfote reingesetzt hätten: Heinz Karmers Tanzcafé. Ein kleiner Flachbau, eher ein Verschlag, der stank wie eine nässende Wunde und in den drei Jahren seines Bestehens wohl nur mit Pils und Schnaps feucht durchgewischt wurde. Dennoch ist die längst abgerissene Butze heute eine Legende und gilt als Pausenhof der Hamburger Schule, allein Tocotronic spielte mindestes dreimal im Karmers.

Vielleicht ist das auch ein Grund, warum das Debütalbum „Transmissions From The Upper Room“ des Duos Hawel/McPhail einen gedanklich zurück in Heinz Karmers Tanzcafé wirft. Schließlich sitzt Rick McPhail am Schlagzeug, seines Zeichens Gitarrist bei Tocotronic. Allerdings lebt Rick erst seit 1999 in Hamburg und schrubbt nach einigen Jahren als Roadie seit 2004 die Saiten für die Tocos.

Hamburger gehen keine Kompromisse bei „Pause Play“ ein

Aber der Dreck, den McPhail zusammen mit Sänger und Gitarrist (und Karmers-Zeitzeuge) Frehn Hawel auf der gemeinsamen ersten Platte aufwirbelt, kann es mit der schimmeligen Patina des Karmers aufnehmen. Da bröckelt, bröselt und plackt es an jeder der zehn Song-Kanten, die die beiden in McPhails Studio, dem Upper Room in Altona-Nord, zusammengezimmert haben.

Schon mit den Bands Tigerbeat und The Last Things ließ es Hawel laut angehen, aber schon durch die Zweierbesetzung von Hawel/McPhail werden in Songs wie „Pause Play“, „Come Around Again“ und „Little Sign“ keine Kompromisse eingegangen. Eins, zwo, drei, vier und los geht es mit Garagenrock ’n’ Roll und Proto-Punk. Man hört aber durch den Krach die Verbundenheit der beiden nach gemeinsamem Touren vor 20 Jahren und den Spaß, der spontan entstand, als Hawel 2018 ein Schlagzeuger absprang und McPhail anbot, für ihn auf dem Hocker Platz zu nehmen.

Klingt wie früher: „Drop The Mask“

Beide haben auch neben Hawel/McPhail genug mit der Musik und dem Musikgeschäft zu tun – Hawel als Kommunikationschef von Karsten Jahnke Konzerte –, das Duo ist nicht mehr und nicht weniger als gelebte Leidenschaft und damit so authentisch wie mitreißend.

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Am besten sind die Lieder allerdings dann, wenn sie ein wenig aus ihrem Schema ausbrechen. „Drop The Mask“, das melodiöseste Stück auf dem Album, klingt wie früher, noch etwas schief vom langen Vorabend stehende Foo Fighters. Und „Battle Of The Hypocrites“ schafft es, klassische erste Schülerband-Akkorde interessant zu machen – „how Punk is that?“ Das ist Punk.

Hamburger erzählen die Hintergründe des Albums

Wie das Album entstanden ist und wie es klingt, erzählten und zeigten Frehn Hawel und Rick McPhail auch gerade bei „Plattenfroster TV“ auf der MS „Stubnitz“. Mit dabei war auch das Hamburger Trio Twisk, das sein im Juni erscheinendes Album „Intimate Polity“ ebenfalls in McPhails Upper Room Studio aufnahm. Offensichtlich ist man gern dort oben, besser riechen als im Karmers wird es dort auf jeden Fall. Zumindest hört man nichts Gegenteiliges. Wie auch – bei dem Lärm.

Hawel/McPhail: „Transmissions From The Upper Room“ (La Pochette Surprise Records)