Hamburg. Das Lichthof Theater zeigte als Stream die so reflektierte wie ratlose Produktion „Rübermachen“ von Regisseurin Meera Theunert.

„Als hätten da zwei geheiratet, gerade, weil sie sich nicht lieben.“ Dieser traurige, desillusionierte Satz bringt auf den Punkt, was das Rechercheprojekt „Rübermachen“ am Lichthof Theater ausmacht: einen kalten Blick auf das wiedervereinigte Deutschland, jenseits von patriotischem Überschwang und wütendem Frust. West- und Ostdeutschland wurden vereinigt, nicht obwohl, sondern weil sie sich nicht lieben. Und jetzt müssen sie eben damit klarkommen.

Das „interkulturelle Training für West- und Ostdeutsche mit 30 Jahren Verspätung“ beruht auf einer Diskussion: Eine Gruppe mittelalter Menschen sitzt auf einer vermüllten Wiese und macht sich Gedanken über Symbole der Einheit. Ein Denkmal ist tatsächlich geplant, aber dessen Bau verzögert sich immer weiter, weil der Sockel mittlerweile von geschützten Wasserfledermäusen bevölkert wird – vielleicht findet sich eine Alternative? Eine zerfallende Industriebrache womöglich? Oder die Kinderzeichnung eines „Deutschlandmonsters“, mit Hamburg als Kopf, München als Bauch und Halle als Herz? Blüten des Brainstorming, die von Regisseurin Meera Theunert sanft in eine Theaterform gebracht werden.

„Rübermachen“ am Lichthof Theater: Auch der Osten kommt zu Wort

Und weil es um die Vereinigung von West und Ost geht, kommt auch der Osten zu Wort. Das koproduzierende WUK Theaterquartier aus Halle steuert Statements aus Sachsen-Anhalt bei: den Pastor, der unter dem SED-Regime zu leiden hatte. Den Ex-Polizisten, der den Hauptverdienst der Revolution bei sich sieht, denn immerhin hätte die Polizei sich zurückgehalten. Die junge Frau, die beobachtet, wie Rechtsradikale nach und nach den öffentlichen Raum einnehmen.

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Manchmal rutscht das ins Klischee, etwa, wo die gegenseitige Loyalität zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Osten beschworen wird. Meist aber ist der Abend so reflektiert wie ratlos. „Sind wir überhaupt qualifiziert?“ fragt eine wohlmeinende Mitstreiterin. Um schon bei solch einfachen Punkten wie der Beschreibung von 1989 an ihre Grenzen zu geraten: Wende? Friedliche Revolution? Beitritt? Wie man es macht, macht man es falsch.

"Rübermachen“ wurde als Stream gezeigt

Wegen der Corona-Pandemie war „Rübermachen“ nur als Stream zu sehen. Was nicht schlimm ist, weil der Stoff inhaltlich packt. Der szenische Aspekt derweil beschränkt sich auf kurze Videoeinspieler, in denen ein Schwarm Fledermäuse die gutwilligen Vereinigungsfreunde bedrängt – lustig. Aber angesichts der Recherchequalität des Abends auch ein bisschen läppisch.