Hamburg. In der Markthalle zeigt das Duo Sofi Tukker den unbedingten Willen zur Unterhaltung, zum Exzess und zur Grenzenlosigkeit.

„Hamburg! Will you catch me?“ ruft Sophie Hawley-Weld ins Publikum der Markthalle. Das aber ist noch nicht bereit für solch einen Zuneigungsüberschwang, das New Yorker Dancepop-Duo Sofi Tukker spielt mit „Awoo“ erst den dritten Song, und Hawley-Weld rutscht eher unbeholfen durch die wogenden Massen, als dass die Tuchfühlung mit den Fans echtes Crowdsurfing hergeben würde. Aber der Wille zählt.

Was den Charme von Sofi Tukker auf den Punkt bringt: Hawley-Weld und Tucker Halpern verkörpern den unbedingten Willen zur Unterhaltung, zum Exzess und zur Grenzenlosigkeit. Seit fünf Jahren machen sie gemeinsam Musik, touren ununterbrochen (unter anderem auch 2016 auf dem Dockville-Festival in Wilhelmsburg) und schreiben, wenn man ihren Social-Media-Aktivitäten glauben kann, Songs im Wochentakt. Die sich konsequent jeglicher Zuordnung verweigern: Bossa Nova, glatter Dancefloor, R’n’B und House verbinden sich in Songs wie „Best Friend“, „Fuck They“ und „Purple Hat“ mit der Kratzbürstigkeit der Indiewelt, die Texte pendeln auf Englisch und Portugiesisch zwischen höherem Blödsinn und ernsthafter Analyse, und Hawley-Weld spielt eine cheesy Scorpions-Gitarre dazu. Queen of Uncoolness, und stolz drauf.

Sofi Tukker mit neuer Musik in der Markthalle

Eine aktuelle CD gibt es nicht, auch in der Markthalle haben Sofi Tukker ebenso wie bei ihrem letzten Hamburger Gastspiel vor etwas mehr als einem Jahr im Docks das 2018 entstandene „Treehouse“ dabei. Neue Musik aber sehr wohl, schnell hingeworfene Skizzen: „She Broke Her Leg, Call The Ambulance … Emergency!“, beschreibt ein Text einen Bühnenunfall. Lustig. Albern. Exzessiv. Der queere Charakter dieses Konzepts ist ein wenig in den Hintergrund gerückt, ebenso Halperns hübsch sparsames Bassspiel – der ehemalige Basketballprofi konzentriert sich mittlerweile auf Gesang, Tanz und Elektronik. Sei es drum. Wenn Sofi Tukker das nächste Mal in Hamburg sind, macht er wieder was Neues.

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Denn das ist die Qualität von Sofi Tukker: keine Angst davor zu haben, neues auszuprobieren. Und damit im Zweifel auf die Nase zu fallen. „RIP Shame“ lautet der Titel der Tour, „Ruhe in Frieden, Schamgefühl“. Beim Crowdsurfen abzusaufen, das ist vielleicht ein bisschen peinlich, aber es ist auch egal, solange der Beat ordentlich bollert. „Fuck They!“