Hamburg. Nichts für schwache Nerven: Manchmal ist die Inszenierung so unheimlich, dass sich ängstliche Kinder hinter den Stühlen versteckten.
Der Schrei geht durch und durch, dringt bis in die letzte Reihe des ausverkauften Theaters für Kinder. Ronja hat auf der Bühne soeben ihren Frühlingsschrei ausgestoßen und damit beeindruckend demonstriert, warum Theater so viel authentischer ist als jeder Fernsehfilm und jede Zeichentrickserie. Auch wenn es inzwischen viele Adaptionen von Ronja Räubertochter, des berühmten Kinderbuchs der schwedischen Autorin Astrid Lindgren, gibt – die Inszenierung von Sascha Mink im Theater für Kinder ist eine ganz besondere. Weil die Kinder nicht außen vor bleiben, sondern mitten drin sind.
Sie erleben, wie die Borka-Bande auf die Bühne marschiert, wie der Boden bei Ronjas Sprung über den Höllenschlund erzittert, wie Nebel im Wald aufsteigt und durch die Sitzreihen wabert und das Feuer auf der Bühne die Zuschauer zum Hüsteln bringt.
Unheimliches Szenario, das auch ältere Kinder ängstigen kann
Das alles ist mitreißend und echt und manchmal so unheimlich, dass sich ängstliche Kinder an einigen Stellen hinter den Stühlen verstecken – zum Beispiel beim Auftritt der Wilddruden, die mit ihren skelettierten Vögelköpfen, knorrigen Händen und dunklen Gewändern (Bühne und Kostüme: Katia Diegmann) einfach furchteinflößend sind. Auch wenn das Theaterstück für Kinder ab sechs Jahren empfohlen ist, dieses unheimliche, dunkle Szenario, stimmungsvoll musikalisch untermalt, kann auch ältere Kinder ängstigen.
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Dass Ronja Räubertochter auch auf kleinster Bühne mit minimalistischem Bühnenbild und ohne große Spezialeffekte gelingt, liegt vor allem an den großartigen Schauspielern, allen voran Maren Meyer als Ronja, die glaubhaft alle Stationen der Geschichte verkörpert.
Banden-Oberhaupt Borka erinnert an einen feinen Herren
Das Stück orientiert sich eng an der literarischen Vorlage, erzählt die Geschichte aber nicht chronologisch, sondern rückblickend und aus der Sicht von Glatzen-Per, auf dessen Tod in der Bühnenfassung verzichtet wird.
Eine überzeugende Inszenierung, die minimal darunter leidet, dass Banden-Oberhaupt Borka mit Hut, Jackett und Rüschenhemd mehr an einen feinen Herren erinnert als an einen Räuber – und dass Ronja blonde Haare hat, nicht braune. Ganz freimachen von der Vorlage können sich Kinder (und manchmal: Erwachsene) dann doch oft nicht.
„Ronja Räubertochter“, bis 2. Februar im Theater für Kinder, Max-Brauer-Allee 76. Karten zu 14,50 bis 18,50 Euro unter T. 38 25 38