Hamburg. Die Boulevardkomödie “Funny Business“ am English Theatre ist hemmungslos von gestern – wie ein liebevoll zelebrierter Afternoon Tea.

Die Briten haben die Boulevardkomödie nicht erfunden. Aber die Briten haben auch das Teetrinken nicht erfunden oder das Schlangestehen, und doch haben sie es nach und nach zu ihrer eigenen Kultur gemacht, durch immer ausgefeiltere Verfeinerung und Verschrulligung. Wo also sollte eine Farce wie Derek Benfields „Funny Business“ zur Premiere kommen, wenn nicht im English Theatre?

Gelegenheit für reizend verklemmte Herrenwitze

Schauplatz: ein kleines Landhotel, bisschen verbaut, bisschen unkomfortabel, bisschen verstaubt (Bühne: Mathias Wardeck). Die Chefin ist im Urlaub, ihr begriffsstutziger Bruder Ferris (Stephen Chance) vertritt sie. Und ist naturgemäß überfordert, als ein Journalist eine Kritik über das Hotel schreiben möchte.

Zumal er keine Ahnung hat, mit wem er es zu tun hat: mit der Gin und Männern zugetanen Angela (Debbie Radcliffe)? Mit dem schon etwas tüddeligen Mr. Johnson (Gil Sutherland)? Mit Henry (David Habbin) und Judy (Jan Hirst), die sich für ein Schäferstündchen in die Honeymoon-Suite eingemietet haben (und dem Stück Gelegenheit zu reizend verklemmten Herrenwitzen geben)? Oder mit Judys eifersüchtigem Ehemann Edgar (Blake Askew)?

Ferris hilft sich, indem er sich in Schrullen flüchtet. Und gefühlt in jedem zweiten Satz auf die Chefin in Spanien verweist: „My Sister is in Benidoooooooorm.“

Gekonnte Punchlines eines Erzkomödianten

Diese gedehnte Aussprache beschreibt, was „Funny Business“ ausmacht: ständige Wiederholung, Eskalationsdramaturgie, Detailgenauigkeit. Tatsächlich ist die Geschichte hanebüchen; dass man dennoch unterhalten wird, liegt nicht daran, was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird.

Und erzählen können die im schnellen Spiel erfahrenen Schauspieler: Chance etwa ist ein Erzkomödiant, der seine Figur gekonnt unterspielt, um zwischendurch Punchlines zu setzen. Und dabei sogar die Zeit findet, das Stück selbst zu hinterfragen: „Like A French Farce!“ kommentiert er an einer Stelle ins Publikum. Meta-Boulevard!

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Das Stück dauert fast zweieinhalb Stunden

Natürlich hat man es hier mit Schießbudenfiguren zu tun, deren Charakter nie über den schnellen Witz hinaus weist. Und obwohl die Witze in Robert Rumpfs stückdienlicher Inszenierung treffen – über knapp zweieinhalb Stunden wird einem der Abend dann doch ein wenig lang.

Aber auch gewisse Ermüdungserscheinungen auf der Langstrecke täuschen nicht darüber hinweg, dass „Funny Business“ der gekonnte Nachbau einer britischen Tradition ist, verstaubt, hemmungslos von gestern. Und doch so sympathisch wie ein liebevoll zelebrierter Afternoon Tea.

„Funny Business“ Wieder am 16. 11., 19.30 Uhr, 19. 11., 11.30 und 19.30 Uhr, 20., 21., 22., 23. 11., 19.30 Uhr, bis 1. 2., The English Theatre, Lerchenfeld 14, Tickets unter 2277089. www.englishtheatre.de