Hamburg. „Ladies Night““, die Mutter alle Auszieh-Stücke, feierte in der Komödie eine insbesondere von Damen bejubelte Premiere.

In der Mehrzahl der Fälle kaufen die Frauen die Karten fürs Theater, und die Männer kommen mit. In der Komödie Winterhude beträgt der Besucherinnen-Anteil bis zu 70 Prozent, weiß Theaterleiterin Britta Duah. Solche Quoten können nur reine Frauenstücke übertreffen – oder The Chippendales: Die in Los Angeles gegründete Showtanz-Truppe lockt seit vier Jahrzehnten weibliches Publikum. Dank nackter Tatsachen.

Auch schon 32 Jahre auf dem Buckel hat „Ladies Night“. Das neuseeländische Stück gilt als Mutter aller Auszieh-Komödien. Es wurde nach dem Vorbild des Bühnenerfolgs unter dem Titel „Ganz oder gar nicht“ ein Kinohit und feierte am Wochenende in der Komödie Winterhude Premiere, sehr zur Freude der Damenwelt.

Das Stück spielte schon im Tivoli und Ohnsorg

Zum insgesamt vierten Mal ist in Hamburg „Ladies Night“, nachdem das Stück im ehemaligen Theater in der Basilika, im Schmidts Tivoli und vor knapp drei Jahren unter dem Titel „Barfoot bet an’n Hals“ im Ohnsorg spielte. Damals gingen sich norddeutsche Männer an die Wäsche. Statt der „Reinbek Rackers“ zeigen nun „Die Wilden Stiere“, wie man(n) richtig strippt. Oder eben nicht.

Die Geschichte um sechs Arbeiter aus einer englischen Industriestadt hat Folke Braband in einer Co-Produktion für das Frankfurter Fritz Rémond Theater inszeniert. Aber wie so manches Mal auf anderer Bühne in dieser Sozialkomödie kommen Aspekte wie existenzielle Ängste der Betroffenen auch bei dieser eingespielten Version zu kurz. Stattdessen nehmen Kalauer im ersten Teil überhand. Indes kann sich Regisseur Braband, der in Winterhude zuletzt die Farce „Funny Money“ zum Erfolg geführt hatte, auf seine Darstellerriege verlassen. Die Schauspieler touren mit „Ladies Night“ teilweise bereits seit 15 Jahren.

„Hose runter, Lümmel raus – aus die Maus!?“

Pascal Breuer (als Craig), Torben Krämer (Barry) und Torsten Münchow (Norman) spielen drei Freunde auf dem Abstellgleis: keine Arbeit mehr, keine Perspektive, die Ehen in der Krise, und dann geben ihre Frauen noch das letzte Pfund aus, um die eingangs erwähnten Chippendales strippen zu sehen. Das können „Die Wilden Stiere“ auch, denken sie sich. Nur wie, und mit wem?

„Hose runter, Lümmel raus – aus die Maus!?“ So einfach, wie es Barry formuliert, geht es dann doch nicht. Ebenso wenig beim – auch für Zuschauer – komischen Casting im Pub-Hinterzimmer mit dem gut bestückten Klempner und Möchtegern-Schauspieler Gavin (Dominik Meurer) sowie dem im Stangenkampf trainierten Russen Wesley (Eduard Burza).

Münchow gelingt auch Seelen-Striptease

In dieser Riege hat Münchow als gutmütiger Dicker den dankbarsten Part; ihm gelingt kurz vorm Showdown der Seelen-Striptease mit Nöten, Verzweiflung und Zwängen. Pascal Breuer, auch Co-Regisseur, nimmt man die Rolle des von Gläubigern bedrohten Craig weniger ab - er wirkt lange wie der jüngere Bruder von Boulevard-Beau Herbert Hermann.

Umso schöner die Wandlung des Trunkenbolds Grahame zum Tanztrainer: Gisbert-Peter Terhorst verleiht ihm sogar noch Grandezza. Und als seine zuvor uniformierten Zöglinge nichts mehr als je einen Hut tragen, tobt der Saal.

„Ladies Night“ wieder Di 17.9, 19.30, bis 27.10, Komödie Winterhude, Hudtwalckerstr. 13, Karten: T. 48 06 80 80; www.komoedie-hamburg.de