Hamburg . Eigentlich gibt es die Band seit 2007 nicht mehr. Aber das hindert die Hamburger nicht daran, ein wunderbares Konzert zu spielen.
Es gibt Konzerte, da beschreibt ein einziges Wort den Abend so vollumfänglich, dass weitere eigentlich überflüssig wären: schön. Blumfeld am Sonntag im Diskurs-, Pardon, Zirkuszelt beim Sommer in Altona ist so eines. Deutschlands wohl am eifrigsten tourende, seit zwölf Jahren aufgelöste Band feierte ein furioses Heimspiel und Jochen Distelmeyer schien sich darüber genauso sehr zu freuen wie seine Fans.
Eigentlich, ja eigentlich gibt es diesen Meilenstein der intellektuellen Popmusik, für den das Wort Diskurspop erfunden wurde, schon seit 2007 nicht mehr, was die Herren nicht daran hindert, seit 2014 wieder recht regelmäßig aufzutreten. Und das, was sie da abliefern, ist keine schale Rückbesinnung auf lang verjährte Erfolge, sondern so drängend, so ergreifend und poetisch wie es nur sein kann.
Knapp zwei Stunden lang gehen Blumfeld und Publikum Hand in Hand
Vom ersten Ton von "Einfach so" (ein Distelmeyer-Solotitel) bis zum letzten Ton von "Kommst Du mit in den Alltag?" knapp zwei Stunden später gehen Band und Publikum Hand in Hand, "Weil es Liebe ist". Das spürt selbst der vereinzelte Uneingeweihte, für den "Verstärker", "Pickelface is back in town" oder "Tics" nicht zum integralen Bestandteil der eigenen Musikhistorie gehören, der nicht schon beim ersten Akkord seine Vorfreude herausbrüllt. Von der Treue der Fans zu Blumfeld und der Treue von Blumfeld zu den Fans zeugt neben Jubel, beiderseitigen Komplimenten und einer Textsicherheit vor der Bühne, die der auf derselben in nichts nachsteht auch, dass alle gemeinsam die gefühlt 400 Grad und 200 Prozent Luftfeuchtigkeit im Zelt aushalten.
Die lauteste Sauna Hamburgs steht für diesen Abend nicht an der Grindelallee (das Logo), sondern auf einer Grünfläche zwischen Louise-Schröder- und Königstraße.
Jochen Distelmeyer, der große Verführer
"Ich fühle mich großartig - ich weiß nicht, wie es euch geht..." Klar kokettiert der große Verführer Distelmeyer, klar schmiert er den Fans mit Sätzen wie "Das gibt es nur hier!" Honig ums Maul. Aber das macht nichts. So lange er sich auch weiterhin nicht mit "Adieu", sondern mit "Bis bald" verabschiedet, bleibt alles, um es in einem Wort zusammen zu fassen, schön. Sollte diese Band, die es eigentlich schon seit einem Dutzend Jahren nicht mehr gibt, jemals tatsächlich, wirklich, endgültig aufhören, der Abschiedsschmerz wäre "Tausend Tränen tief".