Hamburg. Normalerweise spielen Bands auf Tour ihre neuen Lieder. Die Alternative-Rocker Weezer hatten im Stadtpark aber andere Pläne.
In Zeiten, in denen Bands vor allem über Tourneen ihr Einkommen sichern (müssen), sind schlechte Konzerte selten geworden. Weezer am Dienstag im Hamburger Stadtpark war aber schon nahe dran, eine dieser seltenen Ausnahmen zu werden. So schief und schrammelig wurde jedenfalls schon lange nicht mehr in Winterhude gesungen und gespielt.
Auf der anderen Seite gehören diese studentische Schluffigkeit und nerdige Kleidung wie der Anglerhut von Sänger Rivers Cuomo seit 1992 zum Charme der Alternative-Rockband aus Los Angeles. In der Stadt der schillernsten, glamourösesten und auch skandalträchtigsten Rock’n’Roll-Szene der USA wirkte Weezer wie ein Kontrapunkt, hatte aber besonders in den 90er-Jahren ein wirklich gutes Händchen für tolle Songs, die von den 3500 Fans im Stadtpark auch gebührend gefeiert und mitgesungen wurden.
Hamburg war die einzige Deutschland-Station auf der aktuellen Tour
Schon zum Auftakt kam mit „Buddy Holly“ gleich der älteste Hit aus dem Jahr 1994 aus den Startlöchern, anschließend ging es mit „Why Bother?“, „Perfect Situation“ und „My Name Is Jonas“ quer durch die lange Bandgeschichte an „diesem warmen Sommerabend in Deutschland“, wie Cuomo in der zugigen Abendkühle scherzte, bevor er auf Deutsch „Ich bin ein Hamburger“ hinterher schickte. Entsprechende Varianten für Bielefeld oder Cottbus braucht der Mann nicht – Hamburg war die einzige Deutschland-Station auf der aktuellen Tour.
Das Mikro fiepte und koppelte, auch an den Gitarren saß bei „Holiday“, „Troublemaker“ und „Say It Ain’t So“ nicht jeder Ton. An jedem Abend warf Weezer bislang die Setliste komplett um, sowohl in der Reihenfolge als auch in der Auswahl der Lieder bis hin zu den Zugaben „Hash Pipe“ und „Beverly Hills“. Vielleicht fehlte es deshalb am Feinschliff für 90 Minuten, Songs vom aktuellen, drei Monate alten „Black Album“ haben es gar nicht erst ins Programm geschafft.
Dafür griffen die Kalifornier zum Bier am Getränkestand neben der Bühne und tief in die Absurditäten-Coverkiste vom im Januar erschienenen „Teal Album“: „No Scrubs“ von TLC, „Happy Together/Longview“ von den Turtles und Green Day, „Africa“ von Toto und „Take On Me“ von a-ha im Weezer-Sound zu hören, war so schmerzhaft wie lustig. Das muss man sich erst mal trauen. Für Black Sabbaths „Paranoid“ fehlte dann aber wohl doch der Mut. Schade eigentlich.