Hamburg. Das A-Capella-Quartett präsentiert seine Gesangsartistik auf gewohnt hohem Niveau – mit ehrfurchtsvoll zurückgefahrenem Klamauk.

Unter Musik-Connaisseuren ist es verpönt, das Konzerthaus auf dem Kaispeicher als „Elphi“ zu verballhornen. Anwohner und Touristen freilich stört das nicht, begeistert besuchen sie die „Elphi“, und auch Tobias Hanf freut sich, dass sein A-Capella-Quartett LaLeLu ebenda auftritt. Allerdings, soviel Ehrfurcht vor dem Ort muss sein, mit dem Programm „LaLeLu unplugged – Musik pur“. Heißt: Der humoristische Anteil ist zurückgefahren, stattdessen präsentieren Bassist Hanf, die beiden Baritone Frank Valet und Jan Melzer sowie Mezzosopranistin Sanna Nyman Gesangsartistik auf höchstem Niveau.

Wobei: Dass die A-Capella-Versionen von Popsongs (Donna Summer!), Jazz (Ella Fitzgerald!) und klugem Schlager (Julius Brammer!) zwar ihren handwerklichen Reiz haben, im LaLeLu-Kosmos aber die im Grunde unoriginellste Facette darstellen, ist auch den vier Sängern bewusst.

"Alle meine Entchen" in der LaLeLu-Version klingt beeindruckend

Der Ruf des Ensembles weit über die Grenzen ihrer Hamburger Heimat hinaus fußt eben nicht nur auf der musikalischen Qualität schmelzender Stimmen, sondern auch auf dem Bruch dieser Qualität mit charmanter Selbstironie – dass etwa Hanf auch einen ordentlichen Opernsänger abgegeben hätte, beweist er mit einer leichthändig eingeworfenen Arie aus Händels „Xerxes“.

Wirklich interessant wird dieser Ausweis des eigenen Könnens aber, wenn Nyman gleich im Anschluss eine virtuose Vocal-Jazz-Version von „Alle meine Entchen“ abliefert und so die Brücke zwischen Oben und Unten schlägt. Davon abgesehen, dass auch „Alle meine Entchen“ bei LaLeLu beeindruckend klingt – solche Brüche braucht das Programm, das ansonsten viel Kunst ist und wenig Spaß.

Die Vier sind nicht nur Musiker, sondern auch Performer

Aber was heißt das schon: den humoristischen Anteil zurückfahren? Die vier LaLeLus sind Performer, nicht nur beeindruckende Sänger, und auch wenn das Programm nicht Gag auf Gag schichtet, wird die Performance nicht weniger selbstironisch.

Überschwänglich lobt Melzer die Sängerqualitäten seines Kollegen Valet, um sich im Anschluss eine Ausflucht zu suchen: „Was macht man, wenn man sich mit jemandem wie Frank nicht messen kann?“, fragt er rhetorisch. „Man geht auf eine andere Ebene! Entweder, man tritt mit Hunden und Kindern auf, oder man wird persönlich!“ Das ist auf ganz vielen Ebenen fein und lustig, weil es einerseits Valets Gesang ehrlich lobt, andererseits dieses Können gleichzeitig mit einem Showauftritt vergleicht und dabei klarstellt, dass es hier trotz allem um Entertainment geht.

Man kann LaLeLu Spuren von Schlagerpop nicht böse sein

Melzer jedenfalls flüchtet in die persönliche Ebene, erzählt von seiner Kindheit in Billstedt (Lokalbezug ist immer eine sichere Bank!) und leitet über zum selbstgeschriebenen Song „Eiskonfekt“, einer sentimentalen Jugenderinnerung, die nur in Spurenelementen am Schlagerpop von Bands wie Pur vorbeischrammt.

Dass man LaLeLu trotzdem nicht böse sein kann, das ist auch eine Qualität dieses höchst unterhaltsamen Auftritts zwischen Augenzwinkern und hochkreativem Handwerk.