Hamburg. 15.000 Besucher erleben vielfältiges Programm – vom Gedenken an Vibrafonist Schlüter bis zum Joja-Wendt-Konzert vor Hafenkulisse.

Würdevoller hätte die Eröffnung des Elbjazz-Festivals kaum sein können: Im ausverkauften Großen Saal der Elbphilharmonie wurde am Freitag des großen Wolfgang Schlüters gedacht, der im November vergangenen Jahres an seinem 85. Geburtstag gestorben war. Zuvor hatte er sich noch einen Herzenswunsch erfüllt und die CD „For You“ aufgenommen, ein Album mit Streichern, dessen Veröffentlichung der Vibrafonist, der auch international eine Größe war, nicht mehr erlebte.

Keine Trauerveranstaltung

„For You – In Memory of Wolfgang Schlüter“ war nun eines der Elbjazz-Eröffnungskonzerte betitelt, bei dem das Album zur Aufführung kam, aber Schlüters Platz leer blieb: Auf der Bühne stand am Rand lediglich sein geliebtes Vibrafon. Und doch war dies keine Trauerveranstaltung, sondern ein mal besinnliches, mal ausgesprochen fröhliches Erinnern. Wolf Kerschek, der bei Schlüter studiert hatte und über viele Jahre sein musikalischer Partner war, moderierte – und dirigierte die Junge Norddeutsche Philharmonie, 30 Musikerinnen und Musiker, denen die Freude an diesem Ereignis anzusehen war. Ebenfalls dabei: Schlüters langjährige Quartett-Partner Boris Netsvetaev (Piano), Philipp Stehen (Bass) und Kai Bussenius (Schlagzeug).

Riesiger Applaus

Und da es ohne Schlüter (fast) keinen Vibrafon-Ton zu hören gab, spielten stattdessen Hamburger Jazzer wie Gitarristin Sandra Hempel oder Saxofonist Frank Delle die entsprechenden Parts. Besonders beeindruckend: Das Finale mit der Komposition „Requiem“, bei der das Original-Vibrafon vom Band eingespielt wurde. Riesiger Applaus. Anschließend machten sich die etwa 2000 Besucher auf in Richtung Blohm+Voss-Gelände, auch um Künstler wie den Hamburger Jazz-Pianisten Joja Wendt zu hören.

Alles bei entspannten 21 Grad

Hatte im vergangenen Jahr noch ein Unwetter für eine Unterbrechung des Festivals gesorgt, blieb es nun bei anfangs bewölktem Himmel und wenigen Tropfen Regen. Alles bei entspannten 21 Grad und vor gewohnt malerischer Hafenkulisse – viel mehr geht nicht. Befand auch Kultursenator Carsten Brosda (SPD), der vorab bei einem Empfang im Foyer des Kleinen Saals der Elbphilharmonie eine kurze Rede gehalten und darauf verwiesen hatte, dass die für den Jazz so wesentliche Kraft der Improvisation gesellschaftlich ebenfalls relevant sei. Flexibel bleiben, auch mal unbekannte Wege gehen, darum gehe es nicht nur auf der Bühne. Ansonsten gelte für das Elbjazz der Satz von Lou Reed, alles was mehr als drei Akkorde habe, sei Jazz.

Tatsächlich ist das Festivalprogramm wieder recht vielfältig, der Jazz-Begriff eher weit gefasst. Funk und Soul haben beim Elbjazz einen festen Platz, was das Publikumsinteresse (rund 15.000 Besucher am ersten Tag) traditionell befördert.

Noch nicht ausverkauft

Ausverkauft ist das Festival allerdings noch nicht: Für den Sonnabend können Tagestickets zu 70 Euro im Internet (www.elbjazz.de) sowie an den Tageskassen am Blohm+Voss-Gelände und an der Elbphilharmonie gekauft werden. Auf dem Programm stehen unter anderem Tower of Power, Manu Katché, Sophie Hunger und die NDR Bigband mit Trompeter Randy Brecker.