Hamburg. Die amerikanische Gitarristin und Sängerin feierte ihr 25. Bühnenjubiläum und ließ vor 2500 Fans im Mehr! Theater ihre Karriere Revue passieren.

Das Konzert von Melissa Etheridge am Dienstag im mit 2500 Zuhörern fast ausverkauftem Mehr! Theater endete beinahe wie es begann: Bei der einzigen Zugabe „Like The Way I Do“ ging die US-Musikerin zu ihrem Schlagzeuger, stellte sich dicht neben ihn und bearbeitete mit ihm gemeinsam in einem Duett das Instrument. Ein gelungener Regieeinfall und eine schöner Rausschmeißer. Schon zu Beginn hatte sich Etheridge zunächst hinter das Drumkit gesetzt, allerdings ohne dass es im Halbdunkel der Bühne groß aufgefallen wäre. Erst als sie aufstand und sich eine Gitarre umhängen ließ, war zu erkennen, wer da gerade so wuchtig getrommelt hatte.

Die Singer-Songwriterin nahm das Publikum mit auf eine Reise durch ein Vierteljahrhundert ihrer Bühnengeschichte. Unterstützt von einer dreiköpfigen Band, erinnerte sie daran, dass sie viele ihrer Songs in Deutschland geschrieben hatte und bedankte sich für den Zuspruch, den sie hier schon bekam, bevor das amerikanische Publikum sie entdeckte. Nach dem Auftakt mit „Your Little Secret“ spielte sie ein Programm das mit Erfolgssongs wie „I Want To ­Come Over“, „Come To My Window“, „Bring Me Some Water“ und „Silent Legacy“ gespickt war.

Stimmlich war die 57-Jährige voll auf der Höhe

In ihren Moderationen erinnerte Melissa Etheridge an frühe Liebeswirrungen, ihr Coming-out als lesbische Musikerin („Ich habe es nie bereut!“) und ihre Krebserkrankung, die sie vor 15 Jahren überwinden konnte. Bevor sie „Talking To My Angel“ spielte, sprach sie über ihren verstorbenen Vater, einen Lehrer und Basketball-Trainer, der seine Tochter oft zu ihren Auftritten gefahren und fest an ihr Talent geglaubt hatte. Etheridge wechselte nach fast jedem Song die Gitarre, insgesamt benutzte sie sechs verschiedene Instrumente, darunter auch eine Art „Manta-Modell“ mit einem am Gurt befestigten Fuchsschwanz.

Stimmlich war die 57-Jährige voll auf der Höhe. Überraschend, wie virtuos sie an diesem Abend Gitarre spielte. Immer wieder setzte sie zu Soli an, die sie ausgesprochen einfallsreich darbot. „Ich habe geübt“, sagte sie augenzwinkernd ins Publikum. Das war überhaupt nicht kokett, sondern wahrscheinlich schlicht die Wahrheit. Nur die ebenfalls gespielte Mundharmonika war an diesem Abend nicht so recht zu ihrer Freundin.

Der Star des Abends durfte glänzen, die Mitmusiker wurden zu sehr in den Hintergrund gedrängt

Der Gesamtsound wurde vom wuchtigen Schlagzeug auf angenehme Weise untermauert. Jedoch: Der Star des Abends durfte glänzen, ihre Mitmusiker am Bass und an den Keyboards wurden aber bei der Abmischung zu sehr in den Hintergrund gedrängt. Etheridge bewarb ihr im April auf den Markt kommendes Album „The Medicine Show“, aus dem sie auch einige Stücke spielte. Kurz bevor sie sich nach 17 Songs und gut zwei Stunden unter großem Applaus verabschiedete, macht sie noch mit einem Selfie-Stick Aufnahmen für ihren Twitter-Account.

Musikalisch eingestimmt wurde das Publikum durch eine andere Musikerin aus dem Genre Singer-Songwriter. Lucy Spraggan aus Sheffield, die 2011 dem britischen Publikum in der Casting-Show „The X Factor“ aufgefallen war, wusste mit schönen Songs, zum Teil von ihrem im Mai erscheinenden Album „Today Was A Good Day“ einer sehr variablen Stimme und originellen Zwischenmoderationen zu überzeugen.

Am 25. April kommt sie wieder und spielt im Nochtspeicher. Unbedingt vormerken!