Hamburg. „Ausverkauft“ ist gerade ein sehr relativer Begriff: In den Hamburger Konzerthäusern tauchen ständig viele neue Programme auf.

Langfristige, belastbare Vorplanung ist überbewertet, so scheint es, wenn man staunend das Rein und Raus im hiesigen Klassik-Konzert-Kalender ansieht. Dass bei abstürzenden Inzidenzzahlen vieles wieder geht und viele Künstlerinnen und Künstler nicht wie sonst auf Jahre gebucht sind, sondern klaffende Lücken im Kalender haben, beschert Interessenten ein interessantes Durcheinander bei der Abendgestaltung. Momentan gilt nur eine Regel: Ständiges Nachsehen in den jeweiligen Online-Spielplänen könnte sich ständig lohnen.

Erst recht, da die Ansage, ab dem 11. Juni in Hamburg das „Schachbrett-Muster“ beim Kartenverkauf anwenden zu dürfen, für eine deutliche Ausweitung der jeweiligen Ticket-Kontingente sorgen dürfte. „Ausverkauft“ ist also gerade ein sehr relativer Begriff. Das gilt auch für das Hamburg Ballett: Die Platzkapazität wird nahezu verdoppelt, etwa 300 Plätze gehen pro Vorstellung ab sofort zusätzlich in den Verkauf.

Besonders apart ist die Terminlage beim Argerich-Festival der Symphoniker, das am 19. Juni beginnt. Die Pianistin ist ohnehin nicht dafür bekannt, ihre Programm-Absichten in Stein zu meißeln. Weil die ausschließlich als Stream geplanten Abende nun auch live in der Laeiszhalle besucht werden können, wurden aus etlichen Einzel-Terminen eine erste und eine zweite Abend-Runde. Stücke verschoben sich von da noch dort, Mit-Spieler aus dem großen Freundeskreis Argerichs rücken auf oder um. Gerade erst tauchte der Name der venezolanischen Pianistin Gabriela Montero frisch im Cast der Konzerte auf.

Das Argerich-Festival sollte eigentlich nur per Stream übertragen werden.
Das Argerich-Festival sollte eigentlich nur per Stream übertragen werden. © picture alliance/dpa | Daniel Bockwoldt

Der Klarinettist Andreas Ottensamer sollte am 28. Juni eigentlich mit einem Orchester aus Portugal in der Elbphilharmonie gastieren. Das ging nicht. Nun also stattdessen ein All-star-Trio-Abend mit der Pianistin Yuja Wang, die sowohl mit ihm als auch mit dem Cellisten Gautier Capucon seit langem Kammermusik spielt.

Änderungen im Elbphilharmonie-Programm

Ähnlich, aber anders kurios, fügt es sich jetzt beim sehr kurzfristig aufgetauchten Gastspiel des Jerusalem Symphony Orchestra am 19. Juni im Großen Saal der Elbphilharmonie. Weil das israelische Orchester komplett durchgeimpft ist, sind wohl auch größer besetzte Stücke wie Strawinskys „Feuervogel“-Suite ohne Abstand kein Problem mehr; mit Elisabeth Leonskaja als Solistin in Beethovens 4. Klavierkonzert gibt es ein weiteres Kartenkauf-Argument. Neu im Angebot ist außerdem ein Elbphilharmonie-Konzert der Lautten Compagney Berlin mit der Saxophonistin Asya Fateyeva am 2. Juli.

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Das NDR Elbphilharmonie Orchester legt ebenfalls nach. Heute, morgen und Sonntag gleich sechs Kurzkonzerte mit dem Trompeter Håkan Hardenberger, in der nächsten Woche Alan Gilberts Post-Corona-Comeback, Anfang Juli folgen frische Konzerte mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes und Semyon Bychkov. Auch bemerkenswert: Die Staatsoper zeigt vom 11. Juni an ihre „Lucia di Lammermoor“-Inszenierung, die es bislang nur als Notwehr-Radio-Premiere gab, kostenlos als Video on Demand.