Hamburg. Das Ensemble hat sein Programm für die neue Spielzeit vor Publikum präsentiert: “Voll und bunt“ soll sie werden. Das ist geplant.

„Es geht wieder los, unglaublich, aber wahr!“ Vorfreude pur bei Tobias Rempe. Am Montagnachmittag präsentierte der künstlerische Manager des Ensemble Resonanz die neue Spielzeit. Eine Spielzeit mit Konzerten vor Publikum. „Sie ist voll, und sie ist bunt!“ sagt Rempe über die Saison, die schon zum Auftakt die resonanztypische Breite des Repertoires offenbart.

„Resonanzen mit Tusch“ lautet das Motto des Konzerts am 30. September im Großen Saal der Elbphilharmonie. Zum zwanzigjährigen Bestehen der Reihe „Resonanzen“ erinnert das Kammerorchester hier an sein Hamburg-Debüt, mit der Begegnung von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und den „Shaker Loops“ von John Adams. Solist ist der Geiger Ilya Gringolts, der auch Luigi Nonos „Varianti“ streicht.

Klassisches Repertoire – das trotzdem neu und aufregend wirkt

Die Leidenschaft für Neue Musik steckt in der DNA des Ensembles und ist auch an Erst- und Uraufführungen abzulesen – etwa in der Premiere eines neuen Werks von Clara Iannotta am 2. November in der Laeiszhalle.

Lesen Sie auch:

Unter dem Titel „Memory jolts“ macht sie sich auf Beethovens Spuren. Iannotta, Jahrgang 1983, hat dieselbe Erkrankung des Innenohrknochens, die bei Beethoven wahrscheinlich zur Ertaubung führte. In ihrem Stück sucht sie eigene Antworten auf die Fragen in seinen Konversationsheften, mit denen er zur Außenwelt Kontakt hielt; sie thematisiert den Kontrast zwischen dem äußeren Klang und den Sounds, die wir uns in der Erinnerung vorstellen.

Dirigiert wird das Programm mit Werken von Iannotta, Hartmann und Mozart vom Residenzkünstler Riccardo Minasi, mit dem das Ensemble auch das klassische Repertoire aufregend und neu wirken lässt. Das dürfte beim Konzert „très classique“ mit Mozart, Mendelssohn und Prokofjew im März 2022 der Fall sein.

Ensemble Resonanz sieht digitalen Raum nicht als bloße Notlösung

Dass die Pressekonferenz gleichzeitig vor Ort und via Livestream zu verfolgen war, ist ein Fingerzeig für die Zukunft. Das Ensemble Resonanz sieht den digitalen Raum nicht als bloße Notlösung, sondern als Spielfeld mit ganz eigenen Möglichkeiten, wie der Geiger David-Maria Gramse betonte. Deshalb will das Kammerorchester seine Erfahrungen aus der Zeit ohne Präsenzkonzerte nutzen, um die virtuellen Angebote zu erweitern. Die Resultate werden, wie bisher, auf der Plattform resonanz.digital gebündelt, aber auch in anderen Räumen aufgeführt, wie bei der Installation „im wald“ von Enno Poppe im Museum für Kunst und Gewerbe, in der 16 Musikerinnen und Musiker und Poppe selbst auf lebensgroßen Videostelen zu sehen und zu hören sind (27. August bis 17. Oktober).

Auch Veranstaltungen wie die Konzerte für Kinder, für Demenzkranke und ihre Angehörigen, sowie die Reihe „Urban String“ im Resonanzraum nimmt das Ensemble zur neuen Saison wieder auf. Mit einer Fülle an Ideen, die die Geigerin Juditha Haeberlin zur Programmvorstellung nur andeuten konnte.

In all dieser Vielfalt ist eine ge­meinsame Grundhaltung zu erkennen: eine unbändige Lust am Experiment. „Wir blubbern immer weiter“, sagt
Haeberlin.