Im ausverkauften Gruenspan präsentiert Delay mit seiner elfköpfigen Band Disko No. 1 zwei Tage vor Veröffentlichung seiner neuen Platte „Hammer & Michel“ viele der aktuellen Nummern beim Clubkonzert.

Hamburg. Was ist eigentlich Rockmusik? Und wie weit ist sie entfernt vom Funk? Die Antwort ist einfach. Rock und Funk liegen dicht zusammen, denn letztlich sind beide Stile aus dem Blues entstanden. Ein Bleichgesicht wie Jan Delay ist äußerlich weit entfernt von afroamerikanischen Wurzeln, doch die entsprechenden schwarzen Beats liebt er, seit er als Teenager die Hip-Hop-Combo Absolute Beginner gegründet hat.

Insofern ist sein aktuelles, sogenanntes Rockalbum „Hammer & Michel“ nichts weiter als die Variation dessen, was ihn schon immer angetrieben hat: Grooves zu kreieren, nach denen sein Publikum tanzen und manchmal sogar ausrasten kann. Im ausverkauften Gruenspan präsentiert Delay mit seiner elfköpfigen Band Disko No. 1 zwei Tage vor Veröffentlichung seiner neuen Platte viele der aktuellen Nummern bei diesem Clubkonzert.

Die Gitarren von Jörg Sander und Loomis Green sind auf dem Album und auch im Konzert mehr in den Mittelpunkt gerückt, denn Gitarrenriffs sind das Markenzeichen von Rock. Bläser und Rhythmusgruppe liefern denselben mitreißenden Beat, wie sie das auch auf „Mercedes Dance“ und „Wir Kinder vom Bahnhof Soul“ getan haben.

Der Sound ist mächtig und schweißtreibend für die Fans im Saal und für die Musiker auf der Bühne. Je länger der Abend läuft, desto mehr Kleidungsstücke wirft Delay ab, den Zugabenteil absolviert er im frischen weißen Unterhemd. Der Sänger und Rapper hängt sich mächtig rein, 100 Minuten lang gibt er Vollgas, die Frage Rock, Funk oder Hip-Hop stellt sich angesichts dieser mitreißenden Performance nicht mehr. „Leider geil“, würde Deichkind den Auftritt kommentieren.

Natürlich spielt Delay mit den genretypischen Versatzstücken und zitiert aus der Rockgeschichte. „Füchse“, eine frühe Beginner-Nummer, rappt er, während die Band dazu Led Zeppelins „Whole Lotta Love“ und „Can’t Stop“ von den Red Hot Chili Peppers spielt. „Seven Nation Army“ von den White Stripes kommt genauso vor wie Lenny Kravitz’ „Are You Gonna Go My Way“ bei einer Stopp-Tanz-Einlage. In seinem Song „Wacken“ klingt die Gitarre nach Scorpions, doch auch das ist nichts weiter als ein lockerer Hinweis auf Delays peinlichste Lieblingsband. Die letzte Nummer kündigt er als „Schlagerrock“ an. Es ist sicher nicht der stärkste Song, den er je geschrieben hat, aber „St. Pauli“ wird zur nächsten Hamburg-Hymne. Auf sicher!