Verraten und verkauft: Das Drama „12 Years A Slave“ ist ein historisch genaues, emotional mitreißendes Epos. Die Schlüsselfigur darin ist Edwin Epps, ein ebenso zärtlicher wie grausamer Sklaventreiber.

Viel Hoffnung hat Solomon Northup (Chiwetel Ejiofor) nicht, dem Martyrium der Sklaverei zu entkommen. Fluchtversuche werden von dem sadistischen Plantagenbesitzer Epps (Michael Fassbender) mit Auspeitschungen und dem Tod bestraft. Doch Northups Denken kreist jeden Tag um eine Chance, zurück in den Norden, nach New York zu gelangen. Dort hat der Afroamerikaner mit seiner Familie als freier Mann gelebt und sein Geld als Musiker verdient. In seine scheinbar ausweglose Lage ist er gekommen, nachdem zwei Männer ihn betäubt, verschleppt und an einen Sklavenhändler in New Orleans verkauft haben. Erst als Northup den kanadischen Zimmermann Samuel Bass (Brad Pitt) trifft, keimt ein Funken Hoffnung in ihm auf, denn Bass tritt ihm nicht als Rassist entgegen, sondern behandelt ihn als seinesgleichen: als Mensch.

Die Geschichte, die Regisseur Steve McQueen in „12 Years A Slave“ erzählt, beruht auf der autobiografischen Erzählung von Northup, die im Jahr 1853 erschienen ist. „12 Years A Slave“ ist nach „Hunger“ und „Shame“ erst der dritte Film, den der zeitgenössische britische Künstler und Turner-Preisträger McQueen gedreht hat. An den Originalschauplätzen in Louisiana gefilmt, schafft der 44 Jahre alte Regisseur eine authentische Szenerie für sein aufwühlendes Sklaverei-Drama. In vielen Nahaufnahmen gelingen McQueen und Kameramann Sean Bobbitt eine quälende Nähe des Betrachters, zum Beispiel bei einer Auspeitschung der jungen Patsey (Lupita Nyong’o). In anderen Einstellungen zeigen sie die Schönheit des amerikanischen Südens mit dem Weiß der Baumwollfelder und der üppigen Vegetation unter einem strahlend blauen Himmel. McQueen kommt jedoch ohne abstoßende Bilder nicht aus, um dem Zuschauer auch nur annähernd die Brutalität des Sklavenhaltersystems vor Augen zu führen.

Die Schlüsselfigur darin ist Edwin Epps, ein ebenso zärtlicher wie grausamer Sklaventreiber, ein Mann, der vor keiner Gewalttätigkeit zurückschreckt, aber am Sonntag seinen Sklaven aus der Bibel vorliest. Zum dritten Mal hat McQueen Michael Fassbender für eine tragende Rolle verpflichtet und der liefert ein fassungslos machendes Porträt eines zutiefst boshaften Mannes. Vor seinem Spiel verblasst selbst die starke Leistung von Chiwetel Ejiofor.

Noch nie in der Kinogeschichte hat ein Regisseur ein solch historisch genaues, emotional mitreißendes und bildgewaltiges Epos über die Sklaverei gedreht wie Steve McQueen. Bei den Golden Globes hat „12 Years A Slave“ gerade den Preis für den besten Film gewonnen, ins Oscar-Rennen geht das Drama als hoher Favorit.

+++++ „12 Years A Slave“ USA 2013, 135 Min. ab 12 J., R: Steve McQueen, D: Chiwetel Ejiofor, Michael Fassbender, Lupita Nyong’o, Brad Pitt, täglich im Abaton (OmU), Holi, Passage, Savoy (OF), Zeise; www.12yearsaslave.de