“Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns“ ist nur ein Aufguß der erfolgreichen Komödie mit Renée Zellweger ohne eine gute Story

Wenn ein Film 280 Millionen Dollar einspielt, schreit er geradezu nach einer Fortsetzung. Jedoch gibt es nicht allzu viele Beispiele in der Filmgeschichte, in der Teil zwei an das Original heranreichte oder es sogar noch übertrumpfte. "Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns" macht da leider keine Ausnahme. Aber wie bei so vielen "sequels" geht es dabei nicht um Filmkunst, sondern ums Geschäft. Und das läßt sich mit der übergewichtigen und tolpatschigen, aber liebenswerten Bridget Jones aufs Trefflichste machen. Die Figur wird zur Marke und die zählt im Endeffekt mehr als eine gute Story.

"Bridget Jones 2" ist der Klon des wirklich komischen Originals, ein Aufguß mit denselben "running gags" wie im ersten Teil: die häßlichen Pullover, die Bridgets neuer Freund Mark Darcy (Colin Firth) trägt, die Unmengen von Alkohol und Schokolade, die Bridget gegen ihre Frustrationen in sich hineinschüttet, selbst die Prügelei zwischen Darcy und Bridgets arrogantem Ex-Liebhaber Daniel Cleaver (Hugh Grant) erlebt eine Fortsetzung. Diesmal balgen sich die Streithähne in einem öffentlichen Brunnen. Aber warum eigentlich? Sicher vor allem, weil die Szene im ersten Teil ein amüsantes Intermezzo war.

Nun ist es nicht so, daß es in "Bridget Jones 2" nicht auch komische Szenen gäbe. Zum Beispiel die, in der Darcy zitternd in der Kälte unten vor Bridgets Haustür steht und sie ihm nicht öffnet, weil sie erst eine wütende Tirade auf seinem Anrufbeantworter zu Ende sprechen will. Oder wenn sie bei ihren Auftritten in der Londoner High-Society in einem zu engen Kleid und auf falschen Schuhen von einem Fettnäpfchen ins andere - nein, nicht tappt, sondern mit Anlauf reinspringt. Aber der ganze Film ist nichts als eine Aneinanderreihung solch putziger Anekdoten und situationskomischer Gags, die aus lediglich zwei Drehbuchkniffen entstehen. Zum einen aus Bridgets unangemessenem Verhalten an der Seite ihres distinguierten Freundes, zum anderen durch Darcys hübsche und gewandte Kollegin Rebecca (Jarinda Barrett), die überall dort auftaucht, wo Bridget und Darcy sich auch aufhalten, und dabei immer eine gute Figur macht. Doch dieses Muster nutzt sich irgendwann ab.

Richtig ärgerlich wird "Bridget Jones 2" in den Thailand-Szenen. Die naive Heldin transportiert in ihrem Gepäck ein Souvenir, das ihr der Freund einer Freundin gegeben hat. Es enthält - einmal darf man raten - einen weißen Stoff namens Kokain. So weit, so dusselig. Bridget kommt in ein thailändisches Frauengefängnis, in dem es nach ihrer Ankunft bald zugeht wie in einer lustigen Karaoke-Bude, in der alle Madonnas "Like A Virgin" singen. Angesichts der verheerenden Zustände in asiatischen Gefängnissen sind diese Szenen alles andere als witzig.

Ein Publikumserfolg wird "Am Rande des Wahnsinns" voraussichtlich trotzdem. Das garantieren die Marke Bridget Jones und die Hauptdarsteller Renee Zellweger, die sich für die Titelrolle erneut 25 Kilo angefressen hat, sowie Hugh Grant und Colin Firth, die alle grandios spielen. Der Erfolg sei ihnen gegönnt. Aber nicht den vier Drehbuchautoren für ihre Flickschusterei. Heinrich Oehmsen

  • Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns GB 2004, ab 12 Jahren, 108 Min., R: Beeban Kidron, D: Renee Zellweger, Colin Firth, Hugh Grant, Jacinda Barrett, täglich im Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, Cinemaxx Wandsbek, Grindel (auch OF), Hansa-Studio, Koralle, Streit's, UCI Mundsburg, UCI Othmarschen-Park, UCI Smart-City, UFA-Palast; Internet: www.bridgetjonesthemovie.com/de/home/index.htm