Deutschland und Österreich können mit dem Film „Das weiße Band“ und Schauspieler Christoph Waltz auf einen Preis hoffen.
Los Angeles. Hollywood steht die „Party des Jahres“ bevor - diesen Ruf genießt die Golden-Globe-Gala zumindest seit Jahren. Doch wenn am Sonntagabend (Ortszeit) für die goldenen Weltkugeln der Rote Teppich ausgerollt wird, soll die Show noch glänzender, noch spannender und mit noch mehr Stars gespickt sein. Seit Wochen rühren die Veranstalter die Werbetrommel für die Glitzer-Gala im Beverly Hilton Hotel. Um jeden Preis will der Verband der Auslandspresse (Hollywood Foreign Press Association) ein Millionenpublikum an den Bildschirm locken, wenn die Kino- und Fernsehfavoriten des Jahres in 25 Kategorien mit Trophäen gekrönt werden.
Erstmals seit fünfzehn Jahren soll ein Moderator Schwung in die Show bringen. Der britische Komiker Ricky Gervais (48) ist für seine bissigen Kommentare bekannt, ja gefürchtet. „Er ist ein komischer Spinner. Ein bisschen unberechenbar, nicht wahr?“, begeistert sich die Schauspielerin Anna Kendrick, die für ihre Rolle in dem Satire- Drama „Up in the Air“ für einen Nebenrollen-Globe nominiert ist. „Ich finde ihn urkomisch. Keine Ahnung, wie er über mich herziehen wird“, verriet Tobey Maguire der „Los Angeles Times“. Gervais „Warnung“ an Hollywood: „Ich werde die Gelegenheit nutzen, mit jedem Schauspieler hart ins Gericht zu gehen, der mehr Erfolg hat und besser aussieht als ich.“
Mit einer Flasche Bier in der Hand hatte der Komiker seinen Job als Globe-Gastgeber verkündet. Anders als beim würdevollen Oscar- Rivalen geht’s bei den Globes feucht-fröhlich zu. Dass bei der dreistündigen Preisverleihung reichlich Champagner fließt, sieht man den Stars gewöhnlich an. Die Erdbebenkatastrophe in Haiti dürfte Hollywoods gute Laune allerdings dämpfen. Die Veranstalter teilten vorab schon mit, dass sie den Opfern am Sonntagabend eine Spende in Höhe von 100000 Dollar zukommen lassen werden.
Das Promi-Aufgebot ist so groß wie nie zuvor: von Alt-Beatle Paul McCartney, der in der Sparte „Bester Song“ für sein Lied „I Want to Come Home“ aus dem Film „Everybody’s Fine“ nominiert ist, bis zu Teenie-Star Taylor Lautner, der erstmals bei den Golden Globes auf der Bühne stehen darf, um Trophäen zu verteilen. „Indiana Jones“-Star Harrison Ford, Reese Witherspoon, Cher, Halle Berry, Nicole Kidman, Mel Gibson, Tom Hanks, Robert De Niro, Sophia Loren, Julia Roberts, Mickey Rourke und Jennifer Aniston haben zugesagt. Angelina Jolie und Brad Pitt kommen nicht, dafür aber Regisseur Martin Scorsese („The Departed“), der den Sonderpreis Cecil B. DeMille Award für sein Lebenswerk von Leonardo DiCaprio entgegennehmen wird.
Doppelte Gewinnchancen haben Meryl Streep und Sandra Bullock: Streep in der Kochkomödie „Julie & Julia“ und als Geliebte ihres Ex in „Wenn Liebe so einfach wäre“, Bullock als tyrannische Chefin in „Selbst ist die Braut“ und in dem Fußball-Drama „The Blind Side“. Matt Damon kam ebenfalls auf zwei Nennungen, als Kapitän von Südafrikas weißem Rugby-Team in Clint Eastwoods Polit-Sport-Drama „Invictus“ und als notorischer Lügner in der Komödie „Der Informant“.
Favorit – auch in der Königskategorie „Bestes Filmdrama“ – ist mit sechs Nominierungen „Up in the Air“ mit George Clooney als vielfliegender Geschäftsmann, der davon lebt, Mitarbeiter zu feuern. Zweitbester ist mit fünf Nominierungen das mit Stars gespickte Musical „Nine“ von Regisseur Rob Marshall („Chicago“). James Camerons futuristisches Spezialeffekte-Drama „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ hat vier Globe-Chancen, Kathryn Bigelows packender Irak-Film „Tödliches Kommando – The Hurt Locker“ könnte drei Trophäen gewinnen. Cameron und Bigelow, die von 1989 bis 1991 miteinander verheiratet waren, könnten sie gegenseitig auch den Regie-Globe wegschnappen.
Filmfans in Deutschland können die 67. Verleihung der Golden Globes in der Nacht zum Montag ab 02.00 Uhr beim Sender ProSieben live mitverfolgen. „Das weiße Band“ von Regisseur Michael Haneke könnte die Weltkugel für den besten ausländischen Film nach Deutschland holen. Aussicht auf eine Trophäe hat auch der Österreicher Christoph Waltz, der in der Kriegs-Groteske „Inglourious Basterds“ von Regisseur Quentin Tarantino einen schaurig-charmanten SS-Mann spielt. Dafür war er bereits in Cannes ausgezeichnet worden.
Über die Gewinner entscheidet eine Gruppe von knapp 100 internationalen Journalisten, die seit langem in Hollywood arbeiten. In den vergangenen drei Jahren krönten sie Kandidaten, die außerhalb der USA angesiedelt waren, zum besten Filmdrama. „Slumdog Millionär“ (2009) spielte in einem indischen Slum, „Abbitte“ (2008) im England der 1930er Jahre, „Babel“ (2007) in Marokko, Mexiko und Japan. Vielleicht fällt die Wahl diesmal auf den fernen „Avatar“-Planeten Pandora, frotzelte das Branchenblatt „Variety“. James Cameron stand vor zwölf Jahren schon einmal triumphierend auf der Globe-Bühne, als seine – im internationalen Gewässer gesunkene – „Titanic“ den Spitzenpreis holte. (dpa)