Trauerspiel Baz Luhrmann plündert die Hollywood-Geschichte, kann seine epischen Vorbilder nicht erreichen und scheitert mit “Australia“

Es sollte ganz großes Kino werden, ein opulentes Liebesbekenntnis zu ihrer australischen Heimat. 120 Millionen Dollar hatten Regisseur Baz Luhrmann und seine Frau, die Kostümbildnerin und Ausstatterin Catherine Martin, für das ambitionierte Projekt zur Verfügung, mit Nicole Kidman und Hugh Jackman zudem zwei der Superstars des Fünften Kontinents. Doch herausgekommen ist bei "Australia" nur ein mit Klischees überfrachtetes, mit 166 Minuten zudem viel zu langes Melodram. Luhrmann, selbst ein großer Fan von Epen wie "Vom Winde verweht" und "Lawrence von Arabien", plündert die Hollywood-Geschichte und schafft mit "Australia" einen Genremix aus Western, Kriegsfilm und eben Melodram.

Die Filmstory spielt in den frühen 40er-Jahren und erzählt die Geschichte der englischen Aristokratin Lay Sarah Ashley (Nicole Kidman), die von London aus nach Australien fährt, um ihren Mann zu besuchen, der im Norden des Landes eine Rinderfarm bewirtschaftet. Doch ihr Mann ist kurz vor ihrer Ankunft ermordet worden. Lady Ashley übernimmt kurzerhand die Geschäfte, gerät in einen mörderischen Krieg zwischen Rinderbaronen, verliebt sich in ihren raubeinigen Vormann Drover (Hugh Jackman), nimmt einen Aborigines-Mischling (Brandon Walters) unter ihre Fittiche und erlebt den Angriff japanischer Flugzeuge auf das Land.

"Australia" krankt schon daran, dass Luhrmann sich nicht entscheiden kann, welche Geschichte er erzählen will. So bleibt die Zeichnung der Figuren oberflächlich, es gibt die Guten und die Bösen ohne Zwischentöne und dazwischen die exotischen Aborigines. Geradezu zynisch wirken der Vor- und der Abspann von "Australia", in denen suggeriert wird, dass es in seinem Film um das Schicksal der australischen Mischlingskinder geht, die ihren Müttern bis zum Jahr 1973 weggenommen wurden. Der kleine Nullah ist nur ein Teil von Luhrmanns Staffage; das brisante politische Problem wird benutzt, um durch diesen Jungen auf die Tränendrüsen der Betrachter zu drücken, aber selbst das misslingt, denn keine der Filmfiguren rührt das Herz.

Die Naturaufnahmen des australischen Outbacks wirken wie für einen Tourismus-Werbefilm gedreht, Zoom-Aufnahmen erinnern an den Umgang mit Google Earth, wirklich aufregend sind nur die Kostüme von Nicol Kidman. Aber ihre eng geschnittenen Kleider gehören eher auf die Flaniermeile einer Metropole als in die staubige Wüste Australiens.