Abenteuer Harrison Ford ist wieder der Mann mit Hut und Peitsche im reichlich überladenen “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“

Vielleicht war Indiana Jones (Harrison Ford) beleidigt, dass in letzter Zeit andere Kino-Archäologen wie Lara Croft oder Ben Gates ("Das Vermächtnis der Tempelritter") in seinem Revier wilderten - wie auch immer, "Indy" ist nach fast 20 Jahren zurück auf der Leinwand im vierten Teil der Saga um den Schatzsucher mit Filzhut: "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels".

Jones, 1957 schon etwas in die Jahre gekommen, muss sich dieses Mal nicht gegen böse Nazis wehren, sondern - mitten in der paranoiden McCarthy-Ära - gegen sowjetische Schurken um die Parapsychologin Irina Spalko (Cate Blanchett), die auf der Suche nach einem außerirdischen Kristallschädel ist, der absolute Macht verspricht. Ihm zur Seite stehen sein unehelicher Junior Mutt Williams (Shia LaBeouf) und dessen Mutter Marion (Karen Allen), deren Rolle und Darstellerin man noch aus dem ersten Teil kennt. Der rote Faden, pflichtgemäß dargestellt durch die berühmte rote Linie auf der Weltkarte, führt "Indy" dabei wieder rund um den Erdball, angefangen vom Geheimdepot in New Mexico, in dem auch die Bundeslade aus Teil eins vor sich hin staubt, bis zum Amazonas zu den Ruinen von Eldorado. Regisseur Steven Spielberg und die Drehbuchschreiber David Koepp und George Lucas ließen es sich dabei nicht nehmen, eine ganze Schatzkammer alter eigener und fremder Werke genüsslich zu zitieren: Von "American Graffiti" bis "Star Wars", von "James Bond jagt Dr. No" bis "Der Wilde" geht der Reigen, sogar Musikzitate aus Spielbergs Version vom "Krieg der Welten" wurden versteckt.

Kulturclips

Auch technisch wagt man den Sprung zurück: Echte Stunts, lange Schnitte und altes Filmmaterial sowie weniger CGI-Effekte als üblich sollen den teils düsteren, teils kitschigen Charme der drei Vorgänger wieder aufleben lassen. Doch trotz aller Mühen, 185 Millionen Dollar Budget sinnvoll zu verbraten, wird im Laufe des Films deutlich, warum die Kritiker in Cannes sich am Ende enttäuscht zeigten: Vor allem im Finale sprengt "Indy IV" im Wortsinn seine eigene Dimension. Bis dahin: noch eine Verfolgungsjagd. Und noch eine Prügelei. Und noch ein Ritt den Wasserfall hinunter. Und als i-Tüpfelchen noch eine Hochzeit für die weiblichen Kinobesucher. Von allem zu viel, von einer spannenden Geschichte zu wenig. So kann man am Ende nur ernüchtert aus dem zweiten Teil zitieren: "Das fühlt sich an wie Popcorn."