DORIS DÖRRIE über Zen-Buddhismus und wie er ihr Leben verändert hat
Wie sind Sie zum Zen-Buddhismus gekommen?
DORIS DÖRRIE: Nach einem Schicksalsschlag habe ich eine tibetische Richtung des Buddhismus entdeckt, bin dann aber über den vietnamesischen Meister Thich Nhat Hanh zum Zen gekommen. Vom San Francisco Zen Center habe ich für "Erleuchtung garantiert" den First American Buddhist Film Award verliehen bekommen, und in dem Zusammenhang lernte ich einige Schüler und Nachfolger des japanischen Zen-Meisters Suzuki Roshi kennen.
Wie entstand der Kontakt zum Koch und Zen-Priester Edward Espe Brown?
DÖRRIE: Ich habe vor zwei Jahren im US-Meditationscenter Tassajara einen Workshop geleitet. Es ging darum, einen berühmten zen-buddhistischen Text, die "Zwölf Ochsenbilder", zu verfilmen. Dort traf ich ihn. Mir kam sofort die Idee, einen Film über ihn zu machen, weil er Zen auf einem sehr direkten Weg, nämlich über das Kochen vermittelt.
Was ist die Essenz des Zen?
DÖRRIE: Sein Herz zu öffnen. Aber das ist sicher für jeden anders. Eine Entschleunigung des Lebenstempos und die Entwicklung von Achtsamkeit ist ein wichtiger Schritt, der sehr heilend sein kann.
Wie hat der Zen-Buddhismus Ihr Leben verändert?
DÖRRIE: Es hat dazu geführt, dass ich eine andere Form von Krisenmanagement gelernt habe, egal, ob es sich um eine Krise mit mir oder mit anderen handelt. Es geht dabei um Hingabe, um die Fähigkeit, stillzuhalten ohne durchzudrehen.
Können Sie jetzt besser mit schwierigen Situationen umgehen?
DÖRRIE: Ich glaube schon. Die Grundmaxime des Buddhismus, immer offen zu bleiben, keine Konzepte zu haben oder sie immer wieder aufzulösen, das versuche ich sehr stark umzusetzen.
Und wie ist es, wenn mal ein neuer Film von Ihnen verrissen wird?
DÖRRIE: Es ärgert mich wie eh und je, aber ich kann den Ärger inzwischen schneller auflösen.
Ist es eigentlich notwendig zu meditieren oder reicht es aus, mit ganzem Herzen zu kochen?
DÖRRIE: (lacht) Wenn man erleuchtet ist, reicht kochen. Es muss auch gar nicht Zen sein, man kann das Gleiche im Christentum entdecken. Für mich war im entscheidenden Moment Zen sehr praktikabel, weil es handfest und leicht anzuwenden ist: aufs Meditationskissen setzen, die Klappe halten, atmen, nichts mehr denken.
Ist der Buddhismus im Westen angekommen?
DÖRRIE: Durch den Westen kommt der Buddhismus sogar wieder nach Asien zurück. Das habe ich in Vietnam sehr deutlich gemerkt, und ich merke es auch in Japan, wo etwa das Laien-Zen viel weniger verbreitet ist als bei uns.
Können Sie sich vorstellen, einige Zeit in einem Zen-Kloster zu verbringen?
DÖRRIE: Ja, wobei ich die schlechteste Kandidatin der Welt wäre, weil ich mich so schwer tue mit Abläufen, die ich nicht bestimme. Ich maule und meckere von morgens bis abends vor mich hin. Aber irgendwann gebe ich auf - und dann wird's leichter.