DOKUMENTATION: In “How To Cook Your Life“ dringt Doris Dörrie bis zum Kern des Buddhismus vor
Als ich mit dem Kochen anfing, fragte ich Suzuki Roshi um Rat. Er sagte: ,Wenn du den Reis wäschst, dann wasch den Reis. Wenn du Karotten schneidest, schneid Karotten. Und wenn du die Suppe umrührst, rühr die Suppe um", erzählt Edward Espe Brown, ein Schüler des legendären zen-buddhistischen Meisters Shunryu Suzuki (1905-1971). Für ihre Dokumentation "How To Cook Your Life" hat Doris Dörrie Brown mit der Kamera bei einem seiner Koch-Seminare sowie in verschiedene Zen-Zentren begleitet und ist dabei ebenso unangestrengt wie praktisch zum Kern des Buddhismus vorgedrungen.
Auf den ersten Blick lehrt der Amerikaner einfach kochen, doch geht es bei ihm um mehr, als möglichst rasch möglichst viele Mägen zu füllen. Die Zubereitung einer Mahlzeit ist für Edward Espe Brown eine Art aktive Meditation, bei der vor allem zählt, sich einmal nicht mit der Vergangenheit oder Zukunft zu beschäftigen, sondern tatsächlich ganz im Hier und Jetzt zu bleiben. Den Reis zu waschen, die Karotten zu schneiden, die Suppe zu rühren - ganz wie sein Meister, bei dem er in den 60er-Jahren das Zen-Studium begann, es ihm riet.
Das mag im ersten Moment reichlich unspektakulär klingen, doch schnell wird deutlich, dass ein großer Unterschied darin besteht, etwas nur nebenbei oder mit voller Aufmerksamkeit zu tun. Wer seinen Teppichboden einmal für zwei Minuten ganz intensiv ansieht, wird erstaunliche Muster entdecken, die ihm bisher nie aufgefallen sind. Wer an einem Sommertag bewusst ein Glas Wasser trinkt, wird die klare Kühle viel intensiver spüren als wenn er hastig ein paar Schlucke die Kehle herunterjagt.
Dabei betreibt Regisseurin Doris Dörrie, der ja bereits 2000 mit "Erleuchtung garantiert" ein wunderbarer (Spiel-)Film zum Thema Zen-Buddhismus gelungen ist, hier absolut keine Heiligenverehrung. Edward Espe Brown ist ein ziemlich bodenständiger Mann, der gerne lacht, sich selbst nicht allzu ernst nimmt, gelegentlich wütend oder traurig wird, wenn die Dinge nicht so laufen, wie er sie sich vorgestellt hat - und doch durch seine ebenso offene wie ehrliche Art fasziniert. Ein Suchender, der anderen hilft, die ebenfalls auf der Suche sind. Nach einem leckeren Brot oder nach Erleuchtung - wobei das eine viel mit dem anderen zu tun haben kann.
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How To Cook Your Life Deutschland 2007, 92 Minuten, ohne Altersbeschränkung, R: Doris Dörrie, täglich im Abaton, Passage; Internet: www.how-to-cook-your-life.de