SOFIA COPPOLA über ihren Film “Marie Antoinette“ und den Wunsch, die Person hinter dem Mythos sichtbar zu machen

Mrs. Coppola, wann bekamen Sie die Drehgenehmigung für Versailles?

SOFIA COPPOLA: Nachdem ich das Drehbuch geschrieben hatte, habe ich mir einen Termin bei den Verantwortlichen besorgt. Wenn ich mir etwas in den Kopf setze, will ich es auch erreichen. Zum Glück wurde mir die Erlaubnis erteilt.

Gab es einen Plan B?

COPPOLA: Nein, so etwas wie eine Alternative gibt es bei mir nie. Erst wenn ich wirklich nicht mehr anders kann, überlege ich mir, was sonst noch möglich wäre. Ich wollte den Film aber nie in einer Hollywood-Kulisse drehen.

Was an Ihrer Geschichte ist wahr, was ist fiktiv?

COPPOLA: Ich habe mich beim Schreiben auf Antonia Frasers Marie-Antoinette-Biografie verlassen. Natürlich habe ich mir darüber hinaus zusammengereimt, was am Hof tatsächlich gesprochen wurde und wie man all das bildlich umsetzen kann. Ich wollte aber vermeiden, dass der Film wie eine fade Geschichtsstunde wirkt.

Wie haben Sie das angestellt?

COPPOLA: Indem ich die Person hinter den Mythen und Klischees beleuchte. Man kennt sie nur als verschwenderische Prinzessin, aber dass sie erst 14 Jahre alt war, als sie an den Hof kam, das weiß fast niemand.

Sie schildern aber nur ein paar Jahre Ihres Lebens. Warum?

COPPOLA: Weil ich keine Serie fürs Fernsehen daraus machen wollte, sondern einen Kinofilm. Also habe ich mich auf ihre interessantesten Jahre beschränkt, und das waren eben die in Versailles. Ich überlasse es jemand anderem, die Geschehnisse danach zu erzählen. Mir waren sie zu bedrückend.

Der Film ist Ihre aufwendigste Produktion und hat zehnmal so viel gekostet wie "Lost in Translation". Fühlen Sie sich als Regisseurin nun angekommen?

COPPOLA: Ich denke nicht in diesen Kategorien. Ich wollte bei diesem Film lediglich eine neue Herausforderung eingehen. Dass mein letzter Film so erfolgreich war, hat mich persönlich zwar sehr überrascht, mir aber letztlich bei der Umsetzung dieses Films geholfen. Natürlich war es trotzdem nicht einfach, sich bei all diesen fantastischen Drehorten, Kostümen und Statisten auf den intimen Kern der Geschichte zu konzentrieren, aber letztlich ist auch das nur eine Sache der Organisation. Dafür gibt es ein Team.