Colin Farrell über eine Boygroup, Oliver Stone und Armbänder

ABENDBLATT: Haben Sie nach Gemeinsamkeiten zwischen sich und Alexander gesucht?

COLIN FARRELL: Da habe ich nur wenig gefunden. Er war schließlich ein makedonischer König. Wenn man mich aber in die Richtung drängen würde, könnte ich sagen, ich bin ein Träumer - so, wie er es war. Seine Träume waren natürlich groß, ich habe als Kind nur viel aus dem Fenster geschaut. Je mehr ich mich in die Geschichte hineingearbeitet habe, desto trauriger und einsamer fand ich sie. Alexanders Leben war erfüllt von großem Ruhm, großen Eroberungen, von Massen von Reichtum und Erfolgen. Aber der Druck, unter dem er sein Leben lang gestanden hat, resultierte darin, daß er niemals mit dem Erreichten zufrieden war.

ABENDBLATT: Roxana hat Ihnen in der Hochzeitsnachtszene ein blaues Auge geschlagen?

FARRELL: Es passierte bei einer der zwölf Einstellungen. An dem Tag ging es aber immer nur doing, doing, doing. Ich konnte kaum noch hören, nur noch diesen Summton.

ABENDBLATT: Sind Frauen gefährlicher als Männer?

FARRELL: Kommt auf den Mann an. Für manche Männer sind Frauen Quellen äußerster Konfusion und Verblüffung und als deren Folge: totaler Zerstörung. Eine körperlich schöne, hochtalentierte und ambitionierte Frau ist gefährlich. Das weiß ich ganz sicher (lacht). Männer haben starke Ansichten über Frauen. Meine sind sehr positiv, weil ich mit einer Großmutter und zwei älteren Schwestern aufgewachsen bin. Manche denken auch negativ über Frauen. Aber egal, wie: Die Einstellung ist auf jeden Fall heftig.

ABENDBLATT: Was ist besonders an der Zusammenarbeit mit Oliver Stone?

FARRELL: Er ist geistig und ganz besonders emotional auf einem viel höheren Niveau am Filmemachen beteiligt, als ich es bisher gewohnt war. Er ist zutiefst involviert und hat viel seines Lebens, seiner eigenen Geschichte in diesen Film investiert. Das kommt natürlich auch daher, daß er die meisten Dinge, die er inszeniert, auch schreibt. Er kümmert sich um die Ausstattung, die Kostüme, die Rüstungen, die Requisiten, das Make-up, die Frisuren, den Dialekt, nebenbei schreibt er am Drehbuch, er dreht, und wenn wir am Ende des Tages an die Bar oder ins Bett gehen, kümmert er sich um den Schnitt. Es ist wie bei Alexander. Er verlangt von jedem viel, von sich aber am meisten.

ABENDBLATT: Macht das manchmal auch angst?

FARRELL: Er ist ziemlich schlau, ein verdammt noch mal sehr, sehr willensstarker Mann. Er hat zu allem eine Meinung. Er mag Auseinandersetzungen und hört jedem zu, was er zu sagen hat. Er versteht auf einem sehr menschlichen Level, daß jeder seine Geschichte hat, egal, wie wichtig er ist. Er ist sanft und hoffnungsvoll zugleich, auch wenn die Filme, die er macht, manchmal pessimistisch sein mögen und sich um die dunkleren Seiten des Lebens drehen. Das tun sie zwar, aber das ist das Ergebnis der massiven Hoffnung, die in Oliver Stone lebt. Hoffnung auf Amerika, die Menschheit, die Welt.

ABENDBLATT: Hat Ihnen die Darstellung von Richard Burton in "Alexander der Große" im Film von Robert Rossen etwas genützt?

FARRELL: Burton war ein verdammtes Genie. Ich liebe seine Arbeit. Aber durch diesen Film ist er wohl eher hindurchspaziert.

ABENDBLATT: Was bedeuten Ihre Armbänder? Sieht ja fast schon aus wie einst beim deutschen Schlagersänger Wolfgang Petry . . .

FARRELL: Das hier habe ich von meinem Bruder vor vier Jahren als Glücksbringer bekommen. Dieses ist ein Geschenk von jemand aus Südafrika. Das habe ich von einem Freund vor drei Jahren bekommen. Dieses habe ich von einer Zigeunerin in Guadaloupe, dieses gab mir vor einer Woche eine japanische Journalistin. Dieses habe ich von einer Japanerin, die mich interviewte und mir sagte, in ihrem Land können nur Könige gelb tragen, und das hier ist ein Geschenk meiner Schwester.

ABENDBLATT: Stimmt es, daß Sie sich mal darum beworben haben, bei der Band Boyzone mitzusingen?

FARRELL: Ich war mit 18 oder 19 in einem Nachtclub. Da kam dieser Manager und schwärmte von dieser Gruppe, die er zusammenbringen wollte. Da habe ich ihm zweimal vorgesungen, aber ich bin stocktaub. Er stöhnte: Oh Gott! Und jetzt bin ich hier.