Oliver Stone verfilmte das Leben des großen makedonischen Königs Alexanders des Großen. Aber sein pathetisch- opulenter “Alexander“ mit Colin Farrell hinterläßt einen eher zwiespältigen Eindruck

Eltern können Kinder mit ihren Erwartungen manchmal ganz schön unter Druck setzen. Das war auch in der Antike schon so. Alexander der Große (356-323 v. Chr.) hatte es in dieser Hinsicht ebenfalls nicht leicht. Sein Vater Philipp (Val Kilmer) redete ihm ein, daß Frauen gefährlich seien, und machte ihm Homers Helden zu seinen Vorbildern. Seine Mutter Olympias (Angelina Jolie) legte ihm nahe, er sei ein Sohn von Zeus, und umschwärmte ihn auf eine Weise, die reine Mutterliebe übersteigt.

So interpretiert zumindest Regisseur Oliver Stone das elterliche Koordinatensystem, in das er seinen Alexander (Colin Farrell) stellt. Dann läßt er ihn losziehen, um von Makedonien aus ein riesiges Imperium zu erobern. Acht Jahre lang war er mit seinem riesigen Heer unterwegs, legte dabei 35 000 Kilometer zurück, gründete zahlreiche Städte und reiste bis über die Grenzen der damals bekannten Welt hinaus nach Indien. Alexander wollte gern noch weiter, aber seine Soldaten zwangen ihn zur Umkehr. Im Alter von nur 32 Jahren starb der erste westliche Imperialist und hinterließ ein Riesenreich, das es so nie wieder gegeben hat.

Es ist ein gigantischer Sandalenfilm-Stoff, den Oliver Stone in seinem Historienepos "Alexander" zu bändigen versucht. Er zeigt große Schlachtengemälde und imposante Bilder, zum Beispiel, wenn Alexander mit dem Heer in Babylon einzieht. Tatsächlich gelingt es oft, Geschichte auf beeindruckende Weise sichtbar zu machen. Den schier endlosen Feldzug faßt er zusammen, indem er Ptolemaios (Anthony Hopkins) als Erzähler einsetzt.

Alexander ist ein rastloser Herrscher, mal brutal, mal sentimental. Aber was ihn wirklich vorangetrieben hat, bleibt unklar. Die angebotene Mischung aus übertriebener Mutterliebe und Heldenverehrung kann letztlich nicht überzeugen. Stone zeigt Alexander auch mit seinem Liebhaber (Jared Leto als Hephaistion), der trotzdem eine strategische Heirat eingeht (Rosario Dawson als Prinzessin Roxane). Es entsteht so ein seltsam zerrissenes Bild vor pathosgeschwängerten Dialogen. Der Film fügt sich nicht zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammen. Das liegt auch an seinem Hauptdarsteller. Farrel kämpft zwar wie ein Berserker und heult wie ein Schloßhund. Aber seinem Alexander fehlt ein entscheidendes Merkmal, das dessen Soldaten für ihn einst an den "Rand der Welt" hat ziehen lassen: Charisma.

Alexander USA 2004, 160 Minuten, ab 12 Jahren, R: Oliver Stone, D: Colin Farrell, Angelina Jolie, Val Kilmer, Anthony Hopkins, täglich im Cinemaxx, Cinemaxx Harburg, Cinemaxx Wandsbek, Grindel, Hansa-Filmstudios, UCI Mundsburg, UCI Othmarschen-Park, UCI Smart-City, UFA-Palast; Internet: www.alexander.film.de