Drama Thriller-Experte David Fincher zeigt in “Der besondere Fall des Benjamin Button“ seinen

Sinn für Melancholie F. Scott Fitzgeralds Short Story "Der seltsame Fall des Benjamin Button" ist ein schmales Büchlein, und so mancher Leser wird überrascht sein, wie Regisseur David Fincher aus 60 Seiten einen fast drei Stunden langen Film machen konnte. Die Erklärung ist einfach: Fincher verfilmte ein 240 Seiten starkes Drehbuch von Eric Roth, das nur die äußere Struktur von Fitzgeralds Erzählung beibehält, ansonsten jedoch eine völlig andere und weniger absurde Geschichte erzählt als der US-Romancier (1896-1940). Die Ausgangssituation bleibt gleich: Die wohlhabende Fabrikantenfamilie Button bekommt einen Sohn, der mit einem Greisengesicht auf die Welt kommt. Sein Leben läuft rückwärts ab, der 80-jährige entwickelt sich zum Baby zurück. Fincher und Roth lassen ihre Benjamin-Button-Geschichte in New Orleans und vom Ende des Ersten Weltkriegs bis ins Jahr 2005 spielen, als der Hurrikan "Katrina" die Metropole am Golf von Mexiko verwüstet. Caroline (Julia Ormond) sitzt am Bett ihrer todkranken Mutter Daisy (Cate Blanchett) und liest aus einem Tagebuch vor, das die Mutter ihr gegeben hat. Die Tochter erfährt darin, dass ein gewisser Benjamin Button (Brad Pitt) ihr Vater ist. Getroffen hat Caroline ihn nur ein einziges Mal, als er bereits ein sehr junger Mann war und sie noch ein Kind. In Rückblenden wird vor dem Zuschauer das Leben von Benjamin Button ausgebreitet, von seinen ersten Jahren in einem Altenheim über seine Abenteuerjahre auf einem Schleppboot, das ihn bis ins russische Murmansk führt, die erste Liebe zu der Frau eines Spions (Tilda Swinton), die Rückkehr nach New Orleans, wo er Daisy wiedertrifft. Er hatte sie vor vielen Jahren getroffen, als sie noch ein Kind war. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege, aber erst in ihrer Lebensmitte werden sie zum Paar. Doch das Ende ihrer Liebe ist unausweichlich.

Fincher erzählt Benjamin Buttons Leben breit und in einem ruhigen Fluss. Die Ausstattung ist detailgenau, um die einzelnen Epochen historisch möglichst genau nachzustellen. Beeindruckend sind die Effekte beim Alterungs- und Verjüngungsprozess der beiden Protagonisten Pitt und Blanchett. Dass David Fincher dieses Thema inszeniert hat, überrascht, denn in der Vergangenheit zeichnete er sich durch düstere Thriller wie "Seven" oder "Panic Room" aus. In dieser epischen Reflexion über die Endlichkeit des Lebens und der Liebe, über das Loslassen und die Schönheit des Moments zeigt Fincher, dass er nicht nur ein feines Gespür für Spannung, sondern auch für Melancholie hat.